Fällt der Begriff «Slam Poetry», ist Augenrollen eine häufige Reaktion darauf – gefolgt von Sätzen wie «Das ist doch das, wo man so schnell redet» oder «Ihr wollt doch eigentlich alle einfach Comedians sein». «Klar, gerade bekannte Poetry Slammer wie Hazel Brugger machen mittlerweile Comedy, aber das heisst noch lange nicht, dass jeder in der Szene versucht, lustig zu sein», erklärt Valerio Moser, selbst seit vielen Jahren Poetry Slammer. Der grösste Unterschied für ihn liegt am Text selbst:
Bei Poetry Slam labert man nicht einfach etwas, sondern hat den Anspruch, einen Text zu haben, der einen Aufbau mit Anfang, Mittelteil und Schluss besitzt.
Erlaubt ist alles
Klingt logisch, schliesslich kann der Prozess eines Slam-Textes eine halbe Ewigkeit dauern: «Ich muss einen Text fünf bis sechsmal vortragen, bis ich mich damit wohlfühle – und selbst dann schraube ich noch daran rum.»
Das grösste Problem: Die meisten hätten einfach eine Stilistik im Kopf, dabei sei Poetry Slam etwas sehr Offenes, verteidigt Valerio seinen Job (ja, er macht das beruflich) weiter: «Man kann eigentlich alles vortragen, ganz egal ob Kassenzettel, Rap-Text oder Tagebuch – es ist alles erlaubt.»
Manchmal geht der Eigenanspruch verloren
Doch auch der Poetry Slammer ist manchmal genervt von der Szene: «Da Poetry Slams als Wettbewerbe abgehalten werden, machen viele Dinge, um beim Publikum gut anzukommen», erklärt Valerio. Schliesslich entscheide auch das Publikum, wer einen Slam gewinnt.
In der Kunst geht es ja eigentlich um den Eigenanspruch, der so etwas verloren geht.
Trotzdem: Valerio liebt das, was er tut – einen Beweis dafür liefert das Video oben.
Und wenn du jetzt deine rollenden Augen und alle Vorurteile gegenüber Poetry Slam über Bord geworfen hast und es sogar selbst einmal versuchen willst, hat Valerio Moser einen wichtigen Tipp für dich:
Schreib einfach mal drauf los und hab keine Angst vor dem leeren Blatt. Frag dich nicht immer: Ist das gut? Kann ich das machen?