Guten Morgen Herr Schindler, willkommen zurück hier im Waldorf Astoria.
Wenn Shindy so etwas sagt, glaubt man ihm das. Nicht nur, weil man mittelobsessiv jedes Interview mit dem Rapper geguckt hat und weiss, dass sich dieser momentan tatsächlich fest im Berliner Waldorf Astoria einquartiert hat, sondern weil man Shindy einfach glaubt.
Wenn Bushido von Gesprächen mit Shindy über dessen Zukunft beim Label erzählt, während denen er in den Augen Shindy’s nur komplettes Desinteresse und den nicht unterdrückbaren Drang nach einer Zigarette sieht, GLAUBT man das.
Und: Man gönnt dem Mann sein Luxusleben! Shindy ist sich der Vergänglichkeit dieses Lifestyles bewusst, und der Idiotie, im Waldorf Astoria dreistellige Summen für den Waschservice auszugeben. Aber er hat eben gerade Lust darauf und das Geld dazu. Wieso das nicht unsympathisch wirkt? Naja, weil Shindy ehrlich damit umgeht. Mich nervt es fast, dass ich so wenig an dem Künstler auszusetzen habe.
Mit «Dreams», dem dritten Studioalbum von Shindy, ist er mir zum ersten Mal wirklich, wirklich ans Herz gewachsen. « NWA » (Nie wieder arbeiten) und « FVCKB!TCHE$GETMONE¥ » hatten mich schon, aber wenn mich damals ein Freund gefragt hätte, ob ich mir das Shindy Album schon angehört habe, wäre bei mir wohl so ein «Ja voll, nice. EYYYY hast die neuen Hafti Sachen schon gehört???» rausgerutscht. («Aber Pablo, «FVCKB!TCHE$GETMONE¥» war viel besser imfall, der Song XY… jaja pshh jetzt.»)
Jetzt muss ich es eingestehen
Jedes Instrumental ballert – und Shindy nimmt die Beats so, wie man es tun sollte. Kronbeispiel: « Family First ». Das Instrumental ist irgendwo zwischen pompös und freundlich kitschig, und der Pausen-Flow von Shindy verzahnt sich in den Lücken im Beat wie ein alter Hausschlüssel. Richtig gut.
Nebst wirklich ausgezeichneten, wenn auch nicht Genre-sprengenden oder Zukunfts-weisenden Beats – und dem ausgesprochen légèren Flow von Shindy – ist da halt noch seine Art, Sachen auszusprechen. Die Stimme gefärbt von seinen Lieblingszigaretten, reserviert, leicht unter der normalen Sprechlautstärke. (Manillio setzt die Stimme ebenfalls meist recht leise ein, bei ihm wirkt das Schlafzimmerig, bei Shindy einfach reserviert, kühl, herablassend.) Richtig gut eben.
Diese etwas zurückhaltende Attitüde wirkt überhaupt nicht scheu, sondern eher wie eine Mischung aus desinteressiert und bosshaft. Und das gibt ihm dann eben diese Shindy Art, Dinge zu sagen, die bei fast jedem anderen richtig blöd klingen würden. Wie auf «Family First»: «Ich bin Dr. Dre , ich bin Dr. Dre // Hip Hop hooray, bitch, Hip Hop hooray». Ganz doof, die Line, aber wenn Shindy das sagt.. halt schon recht geil.
Was Shindy auslöst, merkt man am besten, wenn man ihn wieder ausmacht. Wenn du den Motor ausschaltest, im Hafen deines Parkplatzes angekommen, dann platzt dieser Hochglanzballon, gefüllt mit dem Geruch von Ledersitzen in frisch gekauften Autos, und du merkst erst dann, wie unglaublich gut du unterhalten wurdest. Und riechst dein eigenes Auto wieder. Und fährst nochmals ein paar Runden um den Block.