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Songs & Alben Das beste Singer-Songwriter-Album der 2000er-Jahre wird 10

Bevor die kanadische Singer-Songwriterin Leslie Feist diesen Freitag ihr neues Album «Pleasure» veröffentlicht, feiern wir den 10. Geburtstag ihres Meilensteins «The Reminder» und hören uns die Songs («1234», «My Moon My Man») an, mit denen Feist zum Mittelpunkt der Singer-Songwriter-Szene wurde.

Was macht Feist heute so?

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Diesen Freitag, am 28.4., erscheint das neue Feist-Album «Pleasure».

Am Samstag, dem 19. August 2017, spielt Feist eines ihrer äussert raren CH-Konzerte an den Winterthurer Musikfestwochen.

Wie viel sich doch während 10 Jahren verändern kann. Beispiel Musikindustrie: Im Jahr 2007 waren Streamingdienste noch die reinste Utopie. Stattdessen gab es CDs (wer erinnert sich noch?) – die unter anderem sogar in Kaffeehausketten verkauft wurden.

Die Musik, welche in besagten Ketten nebst Soja-Chai-Lattechinos feilgeboten wurde, hatte allerdings nur eine einzige Aufgabe: auf keinen Fall auffallen! Und so war das Rezept für ein geeignetes Kaffeehaus-Album dann auch meistens dasselbe: hier ein bisschen Akustikgitarre, da eine flüsternde Stimme, dort ein paar sanfte Bossa-Nova-Rhythmen – fertig!

Wer sich keinen plätschernden Brunnen leisten wollte, konnte für einen ähnlichen Effekt auch einfach eine dieser CDs im Hintergrund abspielen.

Auch die kanadische Musikerin Leslie Feist war einst in diesen «Easy Listening»-Gefilden unterwegs. Dann veröffentlichte sie am 23. April 2007 ihr drittes Album «The Reminder» – und lieferte praktisch aus dem Nichts das definitive Singer-Songwriter-Album der 00er-Jahre ab.

«The Reminder» war keine Neuerfindung des Singer-Songwriter-Genres. Wer sich das Album in den letzten 10 Jahren aber einmal zu Gemüte geführt hat, dürfte sofort festgestellt haben, dass Feist damit einen musikalischen Lottosechser landete. Von den ersten Tönen von «So Sorry» bis zu den letzten Klängen von «How My Heart Behaves» bieten die Kanadierin und ihre bezaubernde Stimme 13 mehr oder weniger perfekte Folk-Songs.

Dabei ist «The Reminder» ein Album, dass sich auch heute noch immer zu praktisch jeder Situation eignet: an einem Sommertag im Park («Past In Present»), an einem verschneiten Sonntagmorgen («Intuition») und, ja, auch zum Kaffekränzchen («I Feel It All»).

Auch andere Künstler waren von diesem Album begeistert. Der britische Produzent James Blake legte mit seinem Cover von «The Limit To Your Love» den Grundstein für seine ebenfalls ziemlich erfolgreiche Karriere.

Mit der Anti-Hit-Haltung den Mainstream umschifft

«The Reminder» verkaufte sich wie warme Weggli und heimste Musikpreise auf der ganzen Welt ein.

Und spätestens dann, als der Track «1234» den Weg in eine iPod-Werbung fand (iPods, wer erinnert sich noch?) und damit die Tür zu unzähligen (Selbst-)Parodien öffnete, schien es für einen kurzen Moment so, als ob Feist bald zusammen mit Katie Melua und Norah Jones für die musikalische Untermalung eines jeden Kaffeenachmittags sorgen würde.

Dazu kam es Gott sei Dank nicht. Auch, weil Feist mit dem Rummel um die eigene Person nie so viel anfangen konnte. Stattdessen setzte sie auf dem Nachfolgealbum bewusst auf Kälte und Unterstatement – und auch ihr neues Album «Pleasure» scheint sich, den ersten Singles nach zu urteilen, dem Pop zu verweigern.

Und «The Reminder»? Diesem Album gehört auch 10 Jahre später der Ehrenplatz an der Schnittstelle zwischen federleichtem Pop und majestätischer Tiefe.

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