Mindestens drei Jahre studieren bis zum Bachelor, fünf für den Master. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass dir direkt ein Berufseinstieg garantiert ist. Du verbringst erst einmal viel Zeit damit, die passende Jobausschreibung zu finden.
Klar, die Suche nach einem passenden Arbeitsplatz kann mehrere Wochen dauern. Bei Fabian* (29) sind es mittlerweile fünf Monate. Im Oktober hat er sein Masterstudium im Bereich Wirtschaft mit einer Vertiefung im Finanzmanagement abgeschlossen. Seit November hat er sich regelmässig beworben – doch nur Absagen erhalten. Zum einen, weil er zu wenig Arbeitserfahrung hat. Zum anderen hilft ihm die aktuelle Situation bei diesem Prozess nicht weiter. «Ich bin überzeugt, dass Covid einer der Hauptgründe ist», so der 29-Jährige.
Wegen Corona gibt es weniger Jobangebote und die Zahl der Absolvent*innen hat sich auch nicht verändert. Heisst: Angebot und Nachfrage sind nicht im Gleichgewicht.
Trotzdem bleibt Fabian optimistisch und bewirbt sich weiter. «Bis jetzt fehlte einfach noch das kleine bisschen Glück.» Währenddessen sorgt er dafür, dass seine Bewerbungsunterlagen auf top Niveau sind. Dafür hat er sich auch Hilfe von seinem Umfeld geholt.
Die Bewerbung ist der erste Kontakt mit zukünftigen Arbeitgebern. Daran darf es auf keinen Fall scheitern! Sind deine Bewerbungs-Skills veraltet? Diese Tipps und Tricks geben deiner Bewerbung ein Upgrade!
Auch Sandra (31) war nach ihrem Bachelorstudium zur Soziokulturellen Animateurin lange Zeit auf der Suche nach einem Einstieg in die Berufswelt. Sie musste sich über ein halbes Jahr bewerben und erhielt eine Absage nach der anderen.
Anfangs nimmst du die Absagen noch locker, aber mit der Zeit steigt die Verzweiflung.
Die Soziokulturelle Animation ist die gestalterische Beschäftigung mit Menschen in sozialen Projekten. Als Sandra mit ihrer Ausbildung begonnen hat, hiess es noch, Soziokulturelle Animateur*innen seien extrem gesucht. Im Gegensatz zu ihren Mitstudierenden trat mit Sandra das Gegenteil ein. «Die meisten Absagen waren aufgrund der fehlenden Arbeitserfahrung», so die 31-Jährige. Ein ewiger Kreislauf, der ohne Job nie aufhört und sich in die Länge zieht. Mit Nebenjobs hielt sich Sandra über Wasser, bis irgendwann die Finanzen nicht mehr mitspielten. Sandra meldete sich beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) an.
Das klassisch Schweizerische: Man geht nicht auf's RAV!
Sandra musste alle Arbeitszeugnisse von ihren ehemaligen Arbeitgeber*innen bestätigen lassen und beim RAV abgeben. Eine Hürde, die wohl für viele aus Scham zu gross sei, mutmasst sie. Dennoch sollte das RAV keine Hürde sein, sondern eine Hilfe in schweren Zeiten. Ausserdem haben alle, die Sozialabgaben leisten, ein Recht darauf. «Niemand würde sich mit einem gebrochenen Bein fragen, geh ich jetzt ins Krankenhaus oder nicht? Klingt absurd, aber das kannst du mit dem Gang zum RAV vergleichen», beschreibt Sandra die Situation.
Nach ihrer Anmeldung hatte Sandra einmal im Monat einen Termin mit ihrer RAV-Beraterin. Sie musste fünf Bewerbungen im Monat versenden. Dabei liess sie ihrer Kreativität freien Lauf. Dennoch passierte nichts. Aufgeben war für die 31-Jährige aber keine Lösung.
Irgendwo öffnet sich irgendwann immer eine Türe. Man muss nur durchhalten!
Sie hat sich schliesslich für eine weitere Ausbildung entschieden und studiert jetzt an der PH im Fernstudium. «Ich merke beim Studium jetzt oft, dass meine Ausbildung zuvor nicht umsonst war», beschreibt Sandra die Lebenserfahrung. «Es sind alles Erfahrungen, die ich irgendwann auch meinen Schülern weitergeben kann und werde.»
Du siehst, Job-Perspektiven sollten dich grundsätzlich nicht daran hindern, dein Traum-Studium durchzuziehen. Auch wenn ein langer Bewerbungsprozess nach dem Studium nervenaufreibend sein kann. Irgendwann lohnt es sich, dass du nicht aufgegeben hast und ein bisschen mehr Lebenserfahrung sammeln konntest.
*Name von der Redaktion geändert.