Der Solothurner Musiker Pronto ist im Umgang mit Sprache und Melodie einzigartig – und überholt praktisch unbemerkt die Schweizer Popwelt. Pro Monat hat er gleich viele Hörer*innen wie Bligg und Lo & Leduc zusammen beim Marktleader der Streamingdienste. Lukie Wyniger hat den Ausnahmekünstler für unser neues Videoformat «Tete A Tete» in Solothurn getroffen.
«Racial Profiling» und Rassismus im Alltag
Pronto zeigt sich relaxed im Uferpark Attisholz bei Solothurn, seiner Heimat. Corona und Black Lives Matter beschäftigen auch ihn zwei Tage nach der grossen Demonstration in Zürich, bei welcher Pronto auch mitgelaufen ist, um gegen Diskriminierung zu demonstrieren.
Pronto erzählt eine berührende Geschichte vom gemeinsamen Einkauf mit seinen Grosseltern und davon, wie man in Solothurn mit dunkler Haut gross wird. «Irgendwann merkte ich, dass ich nicht mehr der süsse, braune Junge war, sondern ein Mann. Frauen haben plötzlich die Strassenseite gewechselt und ihre Handtaschen gehalten», erzählt er. Bereits mit 15 wurde er Opfer von «Racial Profiling». «Man fühlt sich manchmal fremd im eigenen Land», so Pronto.
Pronto der Perfektionist
Musikalisch stehenzubleiben, das ist für Pronto keine Option – und das trotz massiven Streamingzahlen. «Ich möchte immer besser werden. In zwei Jahren sollen meine Songs zehnmal besser sein, in vier Jahren zwanzigmal», meint er.
Lange wurde ihm vorgeworfen, er sein ein Internetphänomen und kann auf der Bühne nicht abliefern. Das nagte an ihm. «Ich hatte einen grossen Lernbedarf, was Liveshows anbelangt. Aber wie bei vielem im Leben gilt auch hier: ‹Learning by doing›!» Seit dem Openair Frauenfeld 2019 gibt es aber keine Zweifel mehr, dass er auch live überzeugt. Und das, obwohl er meint: «Ich bin aber immer lieber im Studio als auf der Bühne.»