Man kennt «Snuffy» auf dem Bahnhofplatz Bern: Seine obdachlosen Freunde trifft man hier täglich an. Auch «Snuffy» hatte jahrelang kein festes Dach über dem Kopf: Unter einer alten Bahnhofsrampe fand er nachts Unterschlupf. Als er uns seinen damaligen Schlafplatz zeigt, kämpft er mit den Tränen:
Man denkt schon daran, wie schön es wäre in einer warmen Wohnung zu sein. Aber wenn deine Freunde alle nur eine 1-Zimmer-Lodge haben, ist das nicht das Wahre. Das hatte ich hier ja eigentlich auch. Eine 1-Zimmer-Wohnung – ohne Strom.
Selbstverschuldung führte ihn damals ihn die Obdachlosigkeit – plötzlich konnte er seine Miete nicht mehr bezahlen. Die Notschlafstelle in Bern kannte er zu der Zeit noch nicht. «Das war eine Erfahrung für sich», meint «Snuffy». Heute möchte er diese Situation nicht mehr erleben, aber ab und zu besucht er seine alten Gassen-Freunde am Bahnhofplatz Bern. «Hier findet man einander», meint er und es sei «gemütlich». Viele hier hatten weniger Glück als er und haben es bis jetzt nicht aus der Obdachlosigkeit geschafft.
Wenn man hier auf der Treppe sitzt, wird man zum Teil abgestempelt – das ist nur Gesindel, das am Boden rumsitzt.
Sein bester Freund «Bali», der im Rollstuhl sitzt und an MS leidet, hat ihm schlussendlich geholfen, von der Gasse wegzukommen. Zusammen haben die beiden Freunde eine WG gegründet. «Snuffy» sei ihm eine «verdammt grosse Hilfe», erzählt uns «Bali». Als Nebenverdienst verkaufen die zwei jeden ersten Sonntag im Monat Gesammeltes und Gekauftes am Flohmarkt in der Reithalle in Bern. «Snuffy» verrät uns, wofür die zwei das verdiente Geld auf die Seite legen:
Das Geld geht in die Ferienkasse. Wir sind nicht anspruchsvoll – es genügen auch einfache Ferien. Nur ja keine Kreuzfahrt.
«Snuffy» bei «True Talk»
Obdachlose sind asozial und drogenabhängig. Stimmt das? «Snuffy» räumt bei «True Talk» mit Vorurteilen auf: