Vielleicht sind sie dir beim Schlendern durch die Zürcher Innenstadt schon aufgefallen: Graffitis mit den Slogans «Not A Picasso» oder «Go Vegan». Hinter ihnen steckt Künstler Alberto Villafuerte.
Positivität als Message
Er fängt 2016 mit dem Malen an, seit rund zweieinhalb Jahren ist er ziemlich offensiv auch im öffentlichen Raum unterwegs. «So mache ich Politik», erzählt er, als wir ihn durch Zürich begleiten. Er stehe auch für Positives. Ein Paradebeispiel für ihn: Sprayereien wie «F.T.P.» (F*ck The Police). «Das wird von bei den Jungs von der Gasse oft verwendet, um die Staatsmacht zu kritisieren und zu beleidigen. Das finde ich Blödsinn.» Darum ergänzt Alberto solche Malereien gerne mit «Don't Say» – also «Sag nicht ‹F*ck The Police›». «Dann steht das Ganze gleich für etwas Gutes», fügt er hinzu.
Am Schluss ist der Lohn direkt für die Bussen wieder geflossen.
Die Konfrontation mit der Polizei kennt der Künstler selbst sehr gut, in seiner Wohnung zeigt er uns seinen letzten Strafbefehl: «Er ist für ein WC an der Langstrasse. Tausend Franken kostet es total.» Wegen Sachbeschädigung sei er schon mehrfach vor Gericht geladen worden, die Bussen hätten ihn jedoch nicht in die Knie gezwungen, obwohl ihn die Malereien ein paar tausend Franken – und schlussendlich auch seinen Job – gekostet haben. «Am Schluss ist der Lohn direkt für die Bussen wieder geflossen», erklärt er.
Würde ich lügen, hätte ich mir x-tausend Franken und x-tausend Stunden in der Zelle ersparen können.
Aber er mache es sich manchmal auch selber schwer, weil er nicht lüge, auch nicht bei Gerichtsverhandlungen. «Ich hätte mir x-tausend Franken und x-tausend Stunden in der Zelle ersparen können.»
Leidenschaft und Liebe sind wichtiger als Geld
Für Alberto ist klar: Jede*r ist eine Künstler*in, man gebe sich mit der Zeit einfach auf, weil man seine Träume als nicht realistisch betrachtet. «Aber ich wollte das immer!» Es habe ja nie geheissen, dass man mit Kunst Geld verdienen könne. «Ich mache das alles gratis. Aber Fame bezahlt meine Miete nicht.»
Ich will kreieren, verändern und Leute je nach dem sogar inspirieren.
Deshalb sei er sich auch im Klaren, dass er seine Wohnung aufgeben müsse. Aber jeden Tag in den Spiegel zu schauen und sich selbst zu belügen, will er nicht – drum hat er die normale Arbeitswelt, wie sie die meisten kennen, verlassen. «Ich will kreieren, verändern und Leute je nachdem sogar inspirieren», meint er und fügt an: «Ich mache, was ich will. Das will ja eigentlich jede*r.» Oder das wünsche er jedenfalls jeder*m. Dazu gehöre die Freiheit, das sorgenfreie Denken und die Liebe, die er in sich trage und gerne verteile – durch seine Kunst. «Deswegen mache ich das Ganze auch», erklärt Alberto abschliessend.