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True Life «Als Aktivist muss man früher oder später Gesetze brechen»

Was macht eigentlich ein Klimaaktivist, wenn wegen einer Pandemie Demonstrationen und Streiks verboten sind? Der 19-jährige Mattia, selber seit 14 Monaten aktiv im Klimastreik, zeigt bei «True Life», mit welchen Mitteln er und seine Kollegen trotzdem auf die Klimakrise aufmerksam machen.

Eigentlich hatte Mattia vor, Politikwissenschaften zu studieren – das war vor etwas mehr als einem Jahr. Mittlerweile hat sich der 19-Jährige wieder exmatrikuliert und ist Vollzeit-Klimaaktivist und ist im OK sowie der Demo-Leitung des Klimastreiks.

Trotz den Massnahmen müssen wir demonstrieren können.

Als wir ihn Mitte Mai in Zürich treffen, wäre eigentlich der «Strike For Future» angesagt, wegen des grassierenden Coronavirus kann dieser aber nicht durchgeführt werden. «Trotz den Massnahmen müssen wir demonstrieren können», findet er. Denn: «Ein grundlegender Wandel, wie ich ihn mir vorstelle, kann man nicht erreichen, wenn man bei den Spielregeln bzw. beim Gesetz bleibt. Deshalb muss man früher oder später Gesetze brechen.» Diese seien schliesslich dazu da, den Status quo, der uns erst in die Klimakrise geritten habe, zu beschützen.

«True Life»

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Menschen und ihre Geschichten: Das steht im Fokus von «True Life». Egal ob Tänzerin, Autist oder Jägerin – sie alle gewähren dir einen Einblick in ihren Alltag und in ihr Leben.

Klimaaktivismus trotz Corona

Es gibt während der Pandemie genau gleich viel zu tun, halt einfach andere Dinge.

Gerade weil Demonstrationen als Kernstück der Klimaaktivisten gelten, müssen Mattia und seine Kollegen während der Coronakrise umdenken – um eben nicht zu viele Gesetze brechen zu müssen. «Wie kannst du relevant bleiben?», fragen sie sich. Eine Entschleunigung des Alltags, wie es viele in den vergangenen Monaten erfahren haben, gibt es für Mattia deshalb nicht. «Es gibt genau gleich viel zu tun, halt einfach andere Dinge.»

Zum Beispiel die Rettung von Lebensmitteln, die dafür sorgt, dass Früchte und Gemüse, die im klassischen Detailhandel wegen der Form oder der Grösse nicht verkauft werden, trotzdem nicht weggeschmissen werden – ein Nebenjob, mit dem sich Mattia etwas dazuverdient.

Auch das gehört für ihn zum Aktivismus, genau wie die Demos oder Kampagnen in den sozialen Medien – gerade auch während der Corona-Pandemie.

Nur ein Hype? Keineswegs

Deshalb glaubt er auch nicht, dass der Klimaaktivismus nur ein Hype ist: «Klar, ein Momentum brauchst du, aber ich glaube nicht, dass wir verschwinden werden. Die Klimakrise ist da und wird uns auch sicher wieder zusammenbringen.»

Ich will meinen Teil zu einer besseren, enkeltauglichen Gesellschaft beitragen.

Für Mattia ist Klimaaktivismus nämlich Verpflichtung, weil er sieht, was auf uns zukommt. «Ich will meinen Teil zu einer besseren, enkeltauglichen Gesellschaft beitragen.»

Und auch wenn der Ausbruch der Pandemie ein Dämpfer für den 19-jährigen Aktivisten war: Nur Schlechtes sieht er an Corona nicht. «Es geht nicht, dass man nur an die Wirtschaft denkt. Man muss versuchen, möglichst inklusiv zu denken und zu schauen: Was können wir bei einem Neuaufbau jetzt besser machen? Da muss der Klimastreik ansetzen» und fügt an: «Die Hoffnung stirbt zuletzt!»

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