Wir schreiben den 1. Mai 2011. Der damals 17-Jährige Simon «Hitzi» Hitzinger befindet sich an einer illegalen Party im alten Basler Kinderspital und entgeht nur knapp dem Tod: «Ich sass auf eine Brüstung und lehnte mich an ein Tuch. Bis dieses zerriss und ich zwölf Meter in die Tiefe stürzte.»
Seither sitzt Hitzi im Rollstuhl und ist vom Brustkorb abwärts gelähmt. Was tragisch klingt, nimmt der Basler heute jedoch mit grösster Selbstironie:
«Im Rollstuhl hat man meistens gute Sitzplätze. Und man hat eben immer einen Sitzplatz!»
«Überlegt eigentlich auch mal jemand?!»
Wofür Hitzi hingegen keinen Sinn für Humor hat, ist die Schweiz und ihre Infrastruktur: «Ich treffe oft Neubauten an, die rollstuhlgerecht sein sollen, es aber überhaupt nicht sind», beginnt er und nennt ein Beispiel:
Am Luzerner Bahnhof eröffnete kürzlich ein neues Rollstuhl-WC mit einem viel zu kurzen Wasserhahn-Griff.
Für ihn sei das kein Problem. «Wenn aber jemand höher gelähmt ist als ich, also Tetraplegiker ist, dann sind seine Arme und Finger ebenfalls eingeschränkt», nervt sich der Basler. «Und der kann das idiotische Teil dann nicht einfach easy an- und ausschalten!»
Allgemein schüttelt Hitzi nicht selten den Kopf über Rollstuhltoiletten. Vorausgesetzt, sie seien überhaupt vorhanden.
Viele WCs haben Mülleimer, auf die man treten muss, damit sie sich öffnen... What the fuck?!
Und es hagelt noch mehr Kritik
Im Video-Interview hat uns Simon Hitzinger von weiteren baulich und strukturell bedingten Einschränkungen erzählt, mit welchen sich der Rollstuhlfahrer hierzulande konfrontiert sieht – aber auch von Klischees und Vorurteilen gegenüber Querschnittsgelähmten. Was nicht heissen darf, dass der Verunfallte mit seinem Leben unzufrieden ist.
Zum Glücklichsein brauche ich Liebe, meine Familie und ein kühles Bier.