«Frauen tragen Glitzer, sind frisierter und allgemein so viel bunter!» platzt es aus Tristan aka Ennia Face heraus. Der 37-jährige Zürcher liebt die verspielte Modewelt der Frau und präsentiert sie uns gleich selbst auf dem Silbertablett:
Als Ennia Face trägt er schillernde Pailletten-Outfits, auffallende Frisuren und gefährlich hohe High Heels. Diese Dinge gehören nun mal zu einer Dragqueen wie der Ball ins Tor:
«Dragqueens sind Frau², wir sind Frau in übertrieben», erklärt Tristan. Klar: Dragqueens müssen ja auch ihre gesamte Männlichkeit wegschminken.
Bei ihm persönlich könne das schon mal zwischen eineinhalb und drei Stunden dauern: «Nicht erschrecken! Drei Stunden brauche ich nur, wenn ich daneben noch ‹Cüplis› trinke oder Gäste bewirte», verteidigt er sich lachend.
Ennias Geburt
In Berührung mit der Schweizer Dragszene kam Tristan als 17-jähriger Jungspund: Mit dem Wunsch, die Schwulensubkultur im Niederdorf ausfindig zu machen, kleidete er sich damals als Dragqueen und marschierte geradewegs in den Club Heaven. «Da stiess ich auf andere Dragqueens und die schlossen mich sofort in ihr Herz!»
Und das, obwohl es Ende der 90er noch äusserst «uncool» war, als Schwuler feminin zu sein: «Das ist auch der Hauptgrund, weshalb die Dragszene an den Rand gepusht wurde», glaubt Tristan. Erst durch eine populäre Fernsehshow habe sie an Salonfähigkeit und Beliebtheit gewonnen:
Es ist heute wieder cool, eine Dragqueen zu sein!
Ein bisschen Spass muss sein
Für Tristan ist die Dragkultur eine bereichernde Kunst- und Unterhaltungsform – nicht mehr und nicht weniger. Mit sexueller Identität habe das Ganze für ihn persönlich überhaupt nichts zu tun:
Ich will keine Frau sein und ich sehe überhaupt nichts Sexuelles in meiner Figur.
Im Gegenteil, denn Tristan ist gerne Mann und übrigens auch glücklich mit einem solchen verheiratet: «Es muss nicht immer Deckel und Topf zusammen passen. Es können auch zwei Deckel miteinander glücklich sein!»
So laufe er im Alltag auch nicht in Frauenklamotten rum, sondern in stinknormalen Kleidern wie Jeans, Hoodies und Turnschuhen: «Ich arbeite in einem Modeunternehmen als Dekorateur. Zweckmässig und bequem reicht vollkommen.»
Kurzum: Abgesehen von der Optik gibt es zwischen Ennia und Tristan kaum einen Unterschied. Die beiden haben den gleichen Geschmack, die gleiche Lebenseinstellung und lachen über dieselben Witze.
Ich kann gar nicht von beiden reden. Es bin beide Male ich. Einmal bin ich angemalt und einmal nicht.
Kostprobe gefällig?
Voilà: Hier ein Musterbeispiel für Tristans beziehungsweise Ennias Humor.