So offen wie Viktoria stehen die Wenigsten zu ihren dominanten oder unterwürfigen Neigungen. Kein Wunder, findet Viktoria, schliesslich habe auch sie auf die harte Tour lernen müssen, mit wie vielen Vorurteilen der Beruf der Domina beladen ist.
Als ich mein Studio in Basel aufgemacht habe, konnte ich kein Geschäftskonto eröffnen, da sämtliche Banken nichts mit meiner Branche zu tun haben wollten
Und auch einen Anwalt zu finden sei schwierig gewesen. «Die wollten alle nicht mit mir arbeiten – und wenn, dann höchstens schwarz.»
Die katholische Jugend
Auch für Viktoria selber war es ein langer Weg, zu ihren Neigungen, ihrer Sexualität und letztendlich zu ihrem Beruf zu stehen. «Angefangen hat es mit Fesselphantasien, als ich noch ein Teenie war. Damals war es mir aber unmöglich, dazu zu stehen – nicht nur, weil ich noch sehr jung war, sondern auch, weil ich in Polen aufgewachsen bin – in einem streng katholischen, erzkonservativen Land.»
Das Hobby zum Beruf machen
Erst während ihres Psychologie-Studiums in Deutschland begann Viktoria, ihre dominanten sexuellen Neigungen auszuleben – zunächst noch im Privaten. Den Sprung in die Professionalität machte sie wiederum erst Jahre später, als sie bereits eine eigene Praxis betrieb.
Eines Tages fiel mir eines dieser Ratgeberbücher in die Hände. Darin stand, man müsse bloss das Hobby zum Beruf machen, dann müsse man nie wieder arbeiten. Das hat mir eingeleuchtet.
Erste Schritte in die Parallelwelt
Viktoria begann, in einem Sadomaso-Studio in Deutschland zu arbeiten – und kam erstmal tüchtig auf die Welt. «Ich wurde dort nicht akzeptiert. Für diese Parallelwelt war ich mit meinem properen Beruf, meiner Tochter und meiner eigenen Praxis zu „solide“. Trotzdem habe ich schon nach ein paar Wochen meine Praxis aufgegeben, weil ich wusste: das ist es, allerdings zu meinen eigenen Bedingungen.»
Die Villa Viktoria
Viktoria zog also in die Schweiz und eröffnete ihr eigenes Studio in Basel.
Ich wollte einen Arbeitsplatz für Damen schaffen, wo sie ihre Neigungen offen ausleben können. Einen Ort, an dem sie sich sicherer fühlen als ich am Anfang und wo sie Halt bekommen nach oft schlechten Erfahrungen in Milieu
Gesagt – getan. Die Villa Viktoria beschäftigt heute wöchentlich etwa fünf Frauen – alle auf freiwilliger Basis, wie Viktoria betont. Es wäre schwierig, in diesem Bereich überhaupt etwas zu erzwingen: «Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das gehen sollte.»
Viktorias Tochter weiss übrigens über den Beruf ihrer Mutter Bescheid. «Und als ich sie gefragt habe, ob sie es schlimm finde, was ihre Mama macht, meinte sie: „Nein. Jeder soll doch arbeiten, was er will“. So viel Vorurteilsfreiheit wünsche ich mir von allen Menschen.»