Von wegen Glamour und Jetset-Leben
Du wirst von grossen Limousinen von Shooting zu Shooting gebracht, stolzierst über Laufstege und tanzt mit Super-VIPs an Poolparties in L.A.
Jep, vielleicht in der Scheinwelt von Germany's Next Topmodel . Oder wenn du dick in der internationalen Modelszene rumhängst wie unsere Exporte Anja Leuenberger , Ronja Furrer oder Nadine Strittmatter . In Wahrheit bedeutet der Job aber für jedes Model zunächst eines – harte Knochenarbeit!
«Du lebst zu neunt in engen Modelapartments, stresst von Casting zu Casting, verdienst kaum Geld und kämpfst gegen ein Heer von wunderschönen Konkurrentinnen», lässt Andrea Caroline Brotschi die Seifenblase platzen. «Niemand klopft an deine Tür und fragt dich, ob du ins Business einsteigen willst!» Zeit für dich als Person hat man auch nicht oft: «Die Branche ist teilweise oberflächlich und du bist manchmal wirklich ein Kleiderständer.»
Hinzu komme, dass man den ganzen Marathon auch noch blutjung durchstehen müsse. Denn: Mit 20 ist es für den Start einer internationalen Modelkarriere meist vorbei.
Viele Wege führen nach Rom
Andrea selbst bekam mit 17 Jahren zwar die Chance auf eine internationale Modelkarriere, entschied sich dann aber dagegen: «Meine Mutter wollte nicht, dass ich so jung ins Modelbusiness einsteige.»
Stattdessen absolvierte die Solothurnerin eine KV- Lehre im Treuhand und modelte nur noch nebenbei. Erst als sie mit 21 Jahren bei den Miss Solothurn Wahlen auf dem dritten Platz landete, setzte Andrea wieder vermehrt auf die Fashionwelt. Es folgten Katalogshootings, Werbungen und Präsentationen für Schweizer Modekollektionen.
Heute arbeitet die 30-Jährige Vollzeit und erfolgreich als Schweizer Model – und gewährt uns einen Einblick.
Sichere Karte: Schweizer Modelbusiness
«In der Schweiz musst du nicht die Schönste sein, um zu Modeln. Hier kommst du auch mit Charakter weiter», zieht die Solothurnerin den Vergleich zur internationalen Szene. Eine gute Portion Selbstvertrauen und Durchhaltevermögen würden oft reichen.
Die absoluten No-Gos hingegen seien Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit und Überheblichkeit. Typisch Schweizer Arbeitswelt?
«In der Schweiz musst du immer schön auf dem Boden bleiben. Ich putze zum Beispiel an einer Messe auch mal ein Auto oder serviere den Kunden Kaffee.»
Allgemein gehe man in der Schweiz eher bescheiden mit diesem Job um: «Beim letzten Arzttermin gab ich als Beruf KV an. Sonst heisst es ohnehin wieder: ‹Modeln – das ist doch kein Job?!›», sagt sie und lacht laut.
Mit dem weniger glamourösen, dafür konstanten Modeldasein in der Schweiz, ist Andrea aber mehr als nur zufrieden. «Ich habe nicht nur ein regelmässiges Einkommen, sondern kann auch immer bei meiner Familie und meinen Freunden sein.»
Da fällt es ihr auch nicht schwer, sich hie und da mit Cervelatprominenz an Cüplipartys herumzuschlagen. Obwohl sie eigentlich doch am liebsten ungeschminkt herumläuft und von Bergen, Wäldern und Tieren umgeben ist.