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True Talk «Unsere Kinder haben zwei Mütter, die sich lieben»

In unserer Webserie «True Talk» dreht sich alles um Menschen, die in ihrem Alltag mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Luana – lesbische Frau mit Kindern – überrascht und beglückt uns mit der Ansage, dass das gar nicht so viele Vorurteile sind, wie man meinen könnte.

«Eine Frau, die in einer lesbischen Beziehung lebt und ihre Kinder irgendwo in der Ostschweiz in einem Dorf grosszieht, muss doch bestimmt mit einigen Vorurteilen zu kämpfen haben», haben wir gedacht, und die 43-jährige Luana vor die «True Talk» Kamera geholt. Aber weit gefehlt!

Ich glaube nicht, dass es in ländlichen Regionen der Schweiz mehr Vorurteile gegenüber Homosexuellen gibt.

«True Talk»

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In unserer Webserie «True Talk» werden Menschen, die aufgrund von bestimmten Merkmalen, Eigenschaften oder Vorlieben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen haben, mit ebendiesen konfrontiert.

Für einmal lagen wir mit unseren Annahmen über die Vorurteile von Herr und Frau Schweizer weit daneben. «Wir werden bei uns im Dorf voll akzeptiert», sagt sie – und räumt auch gleich mit unseren Vorurteilen über Stadt- und Landbewohner auf: «Ich glaube nicht, dass es in ländlichen Regionen der Schweiz mehr Vorurteile gegenüber Homosexuellen gibt. Auf dem Land kennt man sich gegenseitig schliesslich wesentlich besser als in der anonymen Grossstadt. Und wenn man sich kennt, dann merkt man irgendwann, ob der andere in Ordnung ist oder nicht.»

Ihr sexuelle (Neu-)Orientierung trägt Luana mit einer grossen Selbstverständlichkeit. «Natürlich war ich zunächst überrascht, als ich mich plötzlich in eine Frau verliebt habe. Und am Anfang habe ich mir natürlich überlegt, wie wir das jetzt genau machen sollen mit unseren vier Kindern.»

Schlussendlich habe sie sich aber in erster Linie nicht in eine Frau verliebt, sondern in einen Menschen. «Und dieser Mensch ist zufällig eine Frau. Was solls!», sagt sie und lacht.

Natürlich war ich zunächst überrascht, als ich mich plötzlich in eine Frau verliebt habe.

Diese Selbstverständlichkeit sei übrigens auch der Grund dafür gewesen, dass ihre Kinder und diejenigen ihrer neuen Partnerin kein Problem damit gehabt hätten, als ihre Mutter plötzlich eine lesbische Beziehung einging.

«Wenn wir uns versteckt hätten, hätten wir unseren Kindern wohl vermittelt, dass das, was wir tun, schlecht und verboten ist. Weil wir immer zu unseren Gefühlen standen, haben sie die neue Situation aber von Anfang an akzeptiert.» Ausserdem ist Luana davon überzeugt, dass zwei Frauen zusammen genauso gut Kinder grossziehen können wie «normale» Eltern. «Kinder merken, ob sie in einem liebevollen Zuhause aufwachsen oder nicht. Unsere Kinder haben zwei Mütter, die sich lieben – das ist es doch, was zählt!»

Unsere Kinder haben zwei Mütter, die sich lieben – das ist es doch, was zählt!

Einzig auf politischer Ebene gäbe es in der Schweiz noch einige Dinge zu verbessern, findet Luana. «Es wäre schön, wenn lesbische Paare Kinder adoptieren dürften», sagt sie. Und auch kirchlich heiraten sollten sie dürfen. «Schliesslich predigt die Kirche stets, dass man sich lieben und respektieren sollte. Das gilt auch für homosexuelle Paare.»

Die Kirche predigt stets, dass man sich lieben und respektieren sollte. Das gilt auch für homosexuelle Paare.

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