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True Talk «Wer mir Möngi sagt, ist selber ein Möngi»

In der neuen Folge unserer Webserie «True Talk» spricht Noha Badir Klartext. Über Menschen, die ihn ungefragt mit Schimpfworten titulieren, über seine Behinderung Trisomie 21 und darüber, was er alles ist ausser geistig behindert. Und das ist einiges.

«True Talk»

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In unserer Webserie «True Talk» werden Menschen, die aufgrund von bestimmten Merkmalen, Eigenschaften oder Vorlieben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen haben, mit ebendiesen konfrontiert.

Viele Menschen neigen dazu, Menschen mit einer Andersartigkeit – oder eben einer geistigen Behinderung – erstens zu bemitleiden, zweitens nicht ganz ernst zu nehmen und drittens auf diese Behinderung zu reduzieren. Mit dieser Haltung wird man dem 23-jährigen Noha aber keinesfalls gerecht und steht sich vielleicht sogar selber im Weg. Noha Badir ist nämlich wesentlich mehr als «nur» behindert. Und in gewissen Dingen aufgrund seiner Andersartigkeit vielleicht sogar um einiges befähigter als seine Mitmenschen.

Noha, der Frauenheld

Wer denkt, Menschen mit Trisomie 21 interessierten sich nicht für Beziehungen und das andere Geschlecht, der wird im Gespräch mit Noha schnell eines Besseren belehrt. «Ich hatte schon sechs Frauen, aber es hat irgendwie einfach nie geklappt», sagt er im Interview. Er fügt hinzu: «Die Eine hat ständig den Mann gewechselt, die Andere war zu sehr in mich verliebt und ist mir damit auf den Sack gegangen.» Kommt uns das irgendwie bekannt vor? Äh, ja. Genau so könnten auch wir über unsere Verflossenen gesprochen haben.

Noha, der Familienmensch

Viel genauer als die meisten in seinem Alter weiss Noah dafür was er sich für eine Familie in der Zukunft wünscht. Auf die Frage «Willst du Kinder, Noha?» antwortet er wie aus der Pistole geschossen mit «Natürlich!» und lacht. Den Kindern die Windeln wechseln wolle er, mit ihnen spazieren gehen, Rutschbahnfahren und einfach den Tag geniessen.

Noha, der Schauspieler

Noha auf der Bühne sehen

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Im Oktober spielt Noha in « Die 120 Tage von Sodom » von Milo Rau im Schauspielhaus Zürich.

Ab Ende Januar 2018 ist er in « Bob Dylans 115 Traum » im Pfauen des Schauspielhauses Zürich unter der Regie des HORA-Gründers Michael Elber zu sehen.

Im Moment wechselt Noah aber (noch) keine Windeln, sondern lebt seinen beruflichen Traum. Er ist seit 2014 festes Mitglied im Ensemble des Theater Hora in der Roten Fabrik. Das Theater Hora ist das einzige professionelle Theaterprojekt in Zürich, in welchem alle Darsteller eine geistige Behinderung haben. «Ich bin Schauspieler», sagt er stolz, «das ist mein Traumberuf!». Im letzten Hora-Stück «Gott» war er ausserdem Teil des Regie-Teams und für die Lichttechnik mitverantwortlich. «Da habe ich verschiedene Farben von Licht gemischt– blink, blink» sagt er – und strahlt bis über beide Ohren.

Noha, die Frohnatur

Wenn Noha nicht gerade Zukunftspläne schmiedet oder seinem Traumberuf nachgeht, dann malt er Mandalas, geht joggen oder spielt Gitarre. Ganze vier Stück davon stehen in seinem Zimmer in Schlieren. In erster Linie ist Noha aber einfach ein glücklicher Mensch – trotz, oder vielleicht gerade wegen seiner Behinderung. Auf die Frage, ob es ihm denn gut gehe, sagt er schlicht: «Ja. Mein Herz macht mir Freude».

Eine Haltung von der wir uns alle eine Scheibe abschneiden können.

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