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True Talk «Es ist, als würde man ertrinken, ohne dass man im Wasser ist»

Sophie (33) ist depressiv. Das heisst aber nicht, dass sie 24/7 traurig ist: «Wir können durchaus lachen, Freude haben und aktiv am Leben teilnehmen», klärt sie bei «True Talk» auf. Allgemein gäbe es bei dieser Krankheit noch viele Unklarheiten, besonders wenn es darum gehe, Betroffenen zu helfen.

«True Talk»

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In unserer Webserie «True Talk» werden Menschen, die aufgrund von bestimmten Merkmalen, Eigenschaften oder Vorlieben häufig mit Vorurteilen zu kämpfen haben, mit ebendiesen konfrontiert.

«Das wird schon wieder gut!» – ein Satz, den Sophie nur zu gut kennt. Doch statt zu helfen, führe so etwas eher zu Stirnrunzeln:

«Du zeigst damit nur, dass du kein Verständnis für eine depressive Person hast», erklärt die 33-Jährige, bei der vor sieben Jahren Depressionen diagnostiziert wurden.

Auch vermeindlich aufmunternde Dinge wie «Komm doch nach draussen» oder «Versuche es mal mit Sport» findet Sophie kontraproduktiv:

«Wenn du in einem Schub bist, ziehst du dich sozial voll zurück. Wenn dir dann jemand sagt, du sollst rausgehen, hält dir das nur einen Spiegel vor, dass du im Moment nichts packst.»

Mit diesem Satz hilfst du wirklich

In einem depressiven Schub fühlt man sich auf ganzer Linie als Versager, erzählt Sophie:

Du sagst dir selbst: Du bist dumm, hässlich und du kannst nichts.

In solchen Momenten kann es enorm helfen, wenn man der depressiven Person klar macht: Du kannst nichts dafür, dass du dich so schlecht fühlst!

Sei da

Bist du mit einer/m Depressiven befreundet, ist es für sie/ihn das Wichtigste, dass du dich nicht abwendest: «Meine beste Freundin sagt nicht, ich solle rauskommen oder mich ablenken, sie nimmt mich einfach mit.» Und wenn Sophie nicht die Kraft hat, rauszugehen, kommt ihre Freundin einfach vorbei und schaut mit ihr DVDs. Ohne viel zu reden; denn das will Sophie in schlechten Momenten nicht.

Nimm es ernst

Depressive äussern zwar selten Suizidgedanken (obwohl sie in einem Schub ständig aufkommen!), was aber nicht bedeutet, dass es ihr/ihm gut geht. Schübe können sich auch anders zeigen; und wenn man das als nahe Person spürt, sollte man einen Arzt rufen und nicht zu lange abwarten.

Spare mit Kritik

«Du hast die Küche nicht gemacht.» oder «Du hast immer noch kein Mail geschrieben.» sind Kritikpunkte, die für eine/n Depressive/n sehr schimm sein können:

Die kleinste Kritik trifft Depressive in einem Schub wie ein Schlag. Schliesslich ist es dann für viele schon schwer, überhaupt aufzustehen.

Und sie fügt an: «Die grösste Leistung während eines Schubs war für mich, als ich es geschafft habe, zwei Mal am selben Tag zu kochen!»

Gerade jetzt – in der Winterzeit – ist es mit der Laune für viele schwierig; für Depressive umso mehr. So auch für Sophie. Für sie war Weihnachten schon immer «scheisse», obwohl sie den Winter eigentlich mag. Das Mühsame an den Feiertagen ist für sie unter anderem die aufgesetzte Fröhlichkeit: «Ich schaffe es nicht, fröhlich zu sein. Und so mache ich schon wieder etwas nicht gut.»

Momentan ist die 33-Jährige zum Glück aber relativ fit: «Es ist bereits Dezember und mir geht es noch immer gut, wow!», lacht sie.

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