Wann wird es wieder so sein wie vor Corona? Diese Frage will Lena in der neusten Unzipped-Reportage beantworten. Wie so viele andere wird nämlich auch sie langsam ungeduldig. Was wir mittlerweile schon so oft gehört haben und eigentlich wissen: Wir müssen Abstand halten und regelmässig die Hände waschen. Aber wie lange noch? Wann hat die Schweiz das Virus soweit im Griff, dass wir uns wieder unbekümmert bewegen können?
Wenn es nach Emma Hodcroft geht, wird es noch einige Zeit dauern. Sie ist Epidemiologin an der Universität Basel und ist wegen ihrer Forschung zur Verbreitung des Coronavirus gerade eine international gefragte Person. Eines kann sie aber mit Sicherheit sagen: «Physical Distancing» müsse noch so lange wie möglich aufrechterhalten werden. Denn: Es sei eine einfache Möglichkeit, die Verbreitung des Virus zu stoppen, und beeinträchtige den Alltag kaum.
Wann kommt ein Impfstoff?
Bis wir nämlich einen Impfstoff gegen das Coronavirus haben, wird noch einige Zeit vergehen. Zuerst müsse ein Impfstoff überhaupt gefunden werden, was durchaus erst in 12–18 Monaten der Fall sein könne. Dann dauert es, bis dieser auch wirklich zugelassen sei – schliesslich wolle man keinen Impfstoff herausgeben, der nicht sicher ist. Wenn das dann soweit ist, müssten davon zudem Millionen von Dosen hergestellt werden.
Nebst «Physical Distancing» könne in der Zwischenzeit gemäss Hodcroft auch eine Tracing-App helfen, das Virus in Schach zu halten. Die Apps können dich nämlich sofort alarmieren, wenn du dich zu lange in der Nähe einer positiv getesteten Person befindest. Eine solche Test-App möchte uns der Bund so rasch wie möglich zur Verfügung stellen – die Verwendung ist freiwillig. Die App sei sicher keine vollständige Lösung, würde aber helfen. Die Zauberformel zur Unterbrechung der Ansteckungskette ist nämlich «test, trace and isolate», sagt Hodcroft. Möglichst viele Personen müssen getestet werden, um daraufhin die Personen, die mit Infizierten Kontakt hatten, ausfindig zu machen und dann zu isolieren. Doch diese Formel werde in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern noch zu wenig angewendet.
Warum nicht auch in der Schweiz?
Warum wird in der Schweiz «test, trace and isolate» so wenig gepredigt? Diese Frage stellt Lena Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit und kriegt eine klare Antwort: «Das kann man nur machen, wenn man die Kapazität hat, alle Kontaktpersonen zu isolieren.» Dafür seien im Moment die Zahlen der Neuinfektionen noch zu hoch und es sei nicht möglich, alle Kontaktpersonen aufzuspüren und sie zu isolieren. Sobald die Zahlen jedoch unter 100 Neuansteckungen pro Tag fallen und auch nicht wieder ansteigen, wird auch in der Schweiz mehr getestet und das Auffinden von einzelnen Fällen wieder möglich sein. Koch hofft, dass dies in wenigen Wochen der Fall sein wird.
Denn auch wenn wir jetzt schon ein paar Mal unter 100 Neuansteckungen pro Tag hatten, können wir jetzt noch nicht mit Sicherheit sagen, dass dies auch so bleibt. Wie wir wissen, zeigen sich die Symptome oft innerhalb von zwei Wochen und das heisst: Wir wissen auch erst in zwei Wochen, ob wir trotz der Lockerungen der Massnahmen noch immer unter diesem Wert bleiben.
Damit die Fallzahlen nach der Lockerung der Massnahmen ab dem 11. Mai nicht wieder ansteigen und keine zweite Corona-Welle über uns schwappt, ist es nach wie vor sehr wichtig, dass wir Abstand halten und uns regelmässig die Hände waschen. Und das nicht nur für die nächsten Wochen: «Wir werden sicher noch ein Jahr lang die Grundregeln einhalten müssen», so Koch.