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Unzipped Was bedeutet Corona für Randständige?

In unserer neuen «Unzipped»-Reportage will Livio wissen: Was macht die Pandemie mit Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen? Er spricht mit dem obdachlosen Juri und der Sexarbeiterin Mia.

Seit Wochen halten wir uns an #stayhome, kochen neue Rezepte und schauen endlich alle Serien auf Netflix, für die wir vorher zu wenig Zeit hatten. Aber was bedeutet die Corona-Krise für Menschen, die kein Zuhause haben? Unser Reporter Livio hat für die neue «Unzipped»-Folge mit einem Obdachlosen gesprochen.

Dafür hat er die Gassenküche in Luzern besucht und sich mit Juri getroffen. Er lebt seit dreieinhalb Jahren auf der Strasse und erzählt, dass er vor der Krise bis zu 15 Mal mehr Geld eingenommen hat beim Betteln. Auch Leute, die ihm früher immer etwas gegeben haben, geben heute oft nichts mehr, beschimpfen Juri sogar.

Livio spricht auch mit Nick Gomez von der Bar59, die mitten in einem Gebiet liegt, das oft von Obdachlosen aufgesucht wird. Er erzählt Livio davon, wie sich die umliegenden Gastrobetriebe zusammenschliessen, um Menschen auf der Strasse zu helfen: «Mensch ist Mensch, bei uns ist jeder gleich viel wert».

«Unzipped»

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«Unzipped» ist das gesellschaftspolitische Format von SRF Virus.

In regelmässigen Reportagen erleben die beiden Hosts Livio Carlin und Lena Oppong hautnah gesellschaftliche Konflikte mit. Sie begeben sich in unangenehme Situationen, recherchieren vor Ort und begegnen jungen Menschen mit einer aussergewöhnlichen Geschichte. Sie gehen mit einer klaren Haltung an die Themen ran mit dem Ziel, sich der ihnen fremden Welt zu öffnen und sie kennenzulernen.

Und im «Unzipped»-Talk treffen regelmässig zwei Gäste aufeinander und besprechen ihre unterschiedlichen Meinungen zu einem Thema.

Viele Beratungsstellen für Menschen ohne Obdach und für Suchtkranke werden momentan nur reduziert betrieben oder mussten sogar ganz schliessen. Livio spricht mit Franziska Reist von der Gassenküche und erfährt, wie herausfordernd die momentane Situation für Abhängige sein kann und wie sich die Einrichtung an die Corona-Krise angepasst hat: Frische Spritzen für Drogensüchtige etwa werden hinter einer Plexiglasscheibe ausgegeben und viele Angebote wie etwa die kostenlose Kleiderabgabe oder die Plätze zum Drogen konsumieren wurden stark reduziert. Das Essen wird momentan gratis herausgegeben.

Livio erfährt ausserdem, wie die Krise den Alltag einer Sexarbeiterin verändert hat: Mia* kann momentan gar nicht mehr arbeiten, hat aber Hoffnung auf Kurzarbeit. Sie erzählt, dass es durchaus auch Frauen gebe, die illegal arbeiten. Das Geschäft verschiebt sich aber nun mehr und mehr ins Internet: Live-Calls, Videos oder das Verkaufen getragener Unterwäsche helfen den betroffenen Frauen über die Runden. Mia erzählt aber auch von Freiern, die sich nicht an ihr Arbeitsverbot halten wollen.

*Name von der Redaktion geändert

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