Als kleiner Junge entdeckt Kevin (31) die Leidenschaft fürs Ballett. Er liebt die klassische Musik und die dazugehörende Ästhetik. Seine Eltern jedoch sind weniger begeistert von seinem Interesse. Sie zögern damit, ihren Sohn in ein Tanzstudio zu schicken und versuchen, Kevin für andere Tanzstile zu begeistern.
Sie hatten Angst, dass ich schwul werde.
Kevin gibt nicht auf, lässt nicht locker, terrorisiert. Seine Eltern stellen ihn vor ein Ultimatum: «Ich durfte nur tanzen, wenn ich auch gute Noten schrieb.»
«Die Gesellschaft war noch nicht so weit»
In der Schule trifft seine Leidenschaft auf wenig Akzeptanz. «Ich hörte immer wieder negative Kommentare wie ‹Schwuchtel›. Es war komisch, dass sich ein Junge für Ballett interessiert. Das war sehr negativ behaftet.»
Seine Leidenschaft aufgrund des gesellschaftlichen Widerstandes aber aufzugeben, steht für ihn ausser Betracht. Er arbeitet hart und lernt viel, um weiterhin Ballett tanzen zu dürfen. Verletzende Kommentare ignoriert Kevin.
«Als Mädchen wäre es einfacher gewesen»
Als Teenager entscheidet sich Kevin für eine professionelle Ballettkarriere. Seine Eltern merken, dass die Leidenschaft mehr als nur eine Phase ist, hoffen aber insgeheim, dass ihr Sohn irgendwann noch studieren wird.
Meine Eltern hatten Mühe, dass ich mein Geld mit meinem Körper und nicht mit meinem Gehirn verdiene.
Das Misstrauen gegenüber seinem Beruf bestehe vor allem aber wegen seines Geschlechtes, meint Kevin. «Wäre ich ein Mädchen, wären meine Eltern stolz auf mich und würden Angehörigen und Freunden Bilder von mir in Tutus zeigen».
Bekämpfung der Vorurteile dank Social Media
«Nein, es sind nicht alle schwul. Nein, wir sind nicht dumm. Und nein, wir sind nicht alle magersüchtig.» Als Tänzer fühlt sich Kevin häufig nicht genug ernst genommen. Es gehe oftmals nur um die negativen Seiten des Tanzens und nicht um die Bereicherung, die die Kunst mit sich bringt. Kevin wünscht sich, dass Ballett in ein besseres Licht gerückt wird. Die Kultur könne dazu beitragen. Auf Social Media zum Beispiel sieht Kevin bereits eine leuchtende Zukunft. Mit TikTok tanzen nun auch viele Jungs, was das Bild der Tanzszene in der Gesellschaft langsam verändere.
«Es ist ein täglicher Kampf gegen dich selbst»
Die Selbstakzeptanz stellt in der Ballettszene fast die grösste Herausforderung dar. «Balletttänzer sind Perfektionisten, setzten sich tagtäglich mit sich selbst und dem Körper auseinander.» Das erklärt auch, wieso Essstörungen und Drogen in dieser Szene keine Seltenheit sind. Die körperliche Belastung im Ballett ist aber so gross, dass ungesundes Essverhalten oder Drogenkonsum ein sofortiges Karriereende bedeuten. Kevin erklärt:
Jedes Training ist so als würden wir uns auf die Olympischen Spiele vorbereiten und das jedes Jahr.
«Mir verging die Freude am Ballett»
Kevin hat vor allem damit zu kämpfen, dass man als Balletttänzer oftmals nur eine Marionette sei. Die Choreograf*innen schreiben vor, was du tanzen darfst. Sie sagen genau, wie sie es möchten. Deshalb gab es Zeiten, in denen Kevin aufgeben wollte. «Ich sah keinen Sinn mehr.» Er kämpft sich aber zurück und tanzt weiterhin mit Leidenschaft.
Eine bessere Welt für Jungs im Ballett
Für die Zukunft wünscht sich Kevin, dass Ballett als normales Hobby für Jungs und als legitimer Beruf angesehen wird. Es solle sich keiner mehr schämen, in ein Tanzstudio zu gehen.
Ballett ist eine Bereicherung für jedes Kind: körperlich, seelisch und geistig.
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