Die problematische Bergflanke, rund 800 Höhenmeter über der Bahnstrecke, ist den SBB-Verantwortlichen schon lange bekannt und wird genau beobachtet: Jährlich rutschte sie um vier Zentimeter talwärts. Doch im letzten Herbst, nach intensiven Niederschlägen, bewegte sich der Berg plötzlich mit grosser Geschwindigkeit um bedrohliche vier Meter in nur 48 Stunden. Felsbrocken von über 100 m³ Grösse drohten auf die Bahnlinie zu stürzen. Man konnte sogar hören, wie sich der Berg bewegte. «Dank einer permanenten Wache konnten wir den Bahnbetrieb trotzdem aufrecht erhalten», sagt Heinz Müller. Als SBB-Teamchef ist er für die Kontrolle der Naturrisken entlang der Gotthardstrecke zuständig. In mehreren Sprengungen wurden die grössten Felsbrocken zerkleinert, so dass das Absturzrisiko gebannt werden konnte. Nicht ungefährlich war die Arbeit im bergsturzgefährdeten Gelände: «Wir mussten in zehn Metern Höhe ein Seil spannen, an dem sich die Männer wie an einer Wäscheleine einklinken konnten», schildert Heinz Müller gegenüber SRF, denn «so wären sie im Falle einer Rutschung nicht mitgerissen worden.» Das instabile Gebiet Roren wird auch heute noch mehrfach überwacht.
Die Gotthardstrecke ist von zahlreichen Naturrisken bedroht: Über 3500 Schutzbauwerke – Steinschlagnetze, Schutzmauern, Dämme, Felsvernagelungen – müssen auf dieser exponierten Strecke zwischen Zug und Chiasso die Naturgefahren von den Zugsreisenden fernhalten.