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Drei Balkendiagramme zeigen die Verteilung des Vertrauens nach Geschlecht, Alter und Bildung.
Legende: Männer haben mehr Vertrauen als Frauen, am meisten die Personen mittleren Alters und mit guter Ausbildung. Risikostudie SRF/ETH 2013

Risiko Vertrauensvolle Schweizerinnen und Schweizer

40 Prozent der Befragten glauben, dass man den meisten Menschen vertrauen kann. Das sind deutlich mehr als in anderen Ländern.

Die Autoren der SRF/ETH Studie

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Andreas Diekmann, geboren 1951 in Lübeck, ist seit 2003 Professor für Soziologie an der ETH Zürich. Zuvor lehrte er in Mannheim und in Bern. Umweltsoziologie, Spieltheorie und Methoden der empirischen Sozialforschung sind Schwerpunkte seiner Tätigkeit. Heidi Bruderer Enzler, geb. 1980 in St. Gallen, ist Doktorandin an der Professur für Soziologie.

Schweizer Karte mit eingefärbten Regionen.
Legende: Je dunkler eine Region eingefärbt ist, desto mehr Vertrauen beim Bewohner: am meisten rund um Zürich. Risikostudie SRF/ETH 2013

Die Deutschschweizer (44 Prozent) weisen deutlich höhere Werte auf als die Westschweizer (32 Prozent) und Tessiner (29 Prozent). Je höher die Bildung und das Einkommen, desto grösser ist das Vertrauen. Auch wer Kinder hat, ist generell vertrauensvoller als jemand ohne Kinder. Dagegen zeigen sich keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern, Alt und Jung oder Stadt und Land – «Städter» sind keineswegs misstrauischer. Auch die Religion spielt keine Rolle.

Im internationalen Vergleich zeigt sich typischerweise, dass in Skandinavien ein sehr hohes Vertrauen in Fremde herrscht (siehe Abbildung unten). Die Schweiz liegt jeweils im oberen Mittelbereich. Unsere Nachbarländer Österreich, Italien, Frankreich und Deutschland haben alle tiefere Werte.

Weltkarte mit eingefärbten Ländern.
Legende: Je dunkler ein Land eingefärbt ist, desto mehr Vertrauen: am meisten in Skandinavien, in Kanada und in Neuseeland. ISSP 2010 & Risikostudie SRF/ETH 2013

Eine gängige Annahme besagt, dass sich ein hohes allgemeines Vertrauen positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung und das individuelle Wohlbefinden auswirkt. Was nun aber zuerst kommt – Vertrauen oder wirtschaftliche Prosperität und Wohlbefinden? Vermutlich liegen hier Wechselwirkungen vor, die beispielsweise auch von der Rechtssicherheit oder der sozialen Ungleichheit in einem Land beeinflusst werden.

[1] Die Prozente entsprechen dem jeweiligen Anteil der Befragten, der auf einer Skala von 1 «Man kann nicht vorsichtig genug sein» bis 5 «Man kann den meisten Menschen trauen» 4 oder 5 gewählt hat.

[2] Bjørnskov, C. (2007). Determinants of generalized trust: A cross-country comparison. Public Choice, 130(1-2), 1-21.

Knack, S., & Keefer, P. (1997). Does social capital have an economic payoff? A cross-country investigation. Quarterly Journal of Economics, 112(4), 1251-1288.

Nannestad, P. (2008). What Have We Learned About Generalized Trust, If Anything? Annual Review of Political Science, 11(1), 413-436.

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