Fabiola Bloch, Präsidentin von «Basel hilft mit», spürte lange eine grosse Solidarität und rege Spendetätigkeit, welche nun abnimmt.
Was fehlt Ihrer Organisation heute konkret am meisten?
Fabiola Bloch: Momentan fehlt es ganz konkret an Männerkleidung in den Grössen S/M. Es besteht ein grosser Bedarf an Männerkleidung, welcher momentan von uns nicht abgedeckt werden kann. Aber auch allgemein ist die Spendenbereitschaft zurückgegangen. Man muss aber auch sagen, dass wir zu Beginn mit Sachspenden überflutet wurden, dies kann natürlich auch nicht unendlich lange so weitergehen. Wir sind jedoch weiterhin dankbar für jede Spende, wir sammeln momentan vor allem Winterkleidung für unseren nächsten Grosstransport.
Welche Projekte beliefern Sie?
Wir beliefern regelmässig Asylunterkünfte in Basel und der Umgebung und auch ins grenznahe Ausland. Des Weiteren senden wir auch Grosstransporte in Krisengebiete. Dies waren bis jetzt Transporte an die Flüchtlingsroute auf dem Balkan, wie Serbien oder Mazedonien, aber auch ein Transport in ein Flüchtlingslager im Libanon. Aktuell sammeln wir für ein Flüchtlingscamp in Petra, auf Lesbos in Griechenland. Die Leute im Camp Petra brauchen Winterkleidung sowie Alltagsgegenstände. Zusätzlich sammeln wir aber auch medizinisches Equipment für die Ausstattung der Krankenstation im Camp.
Erhalten Flüchtlinge nicht ausreichend Kleiderspenden durch Organisationen wie Winterhilfe und Texaid?
Es kann gut sein, dass ausreichend Kleidung vorhanden wäre, allerdings werden diese Spenden nicht effizient verteilt. Wie gesagt beliefern wir regelmässig - teilweise wöchentlich - Asylunterkünfte in der Region. Wenn der Bedarf gedeckt wäre, würden wir nicht auch noch angefragt werden.
Haben Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit Fehler gemacht? Was lief schief und was machen Sie heute besser?
Wir haben viele Fehler gemacht. Wir hatten keine Ahnung, wie man einen Verein führt, wir haben einfach gehandelt. Uns ging es vor allem um konkrete Hilfe, Administratives ist liegen geblieben. Das sind wir jetzt am Aufholen. Es ist ein stetiger Lernprozess, mittlerweile versuchen wir strukturierter zu Arbeiten. Man muss auch lernen, dass man nicht jede Idee umsetzen kann, auch wenn eine Idee noch so gut ist.
Gibt es Flüchtlingsgruppen, welche Sie besonders beachten, weil sie sonst durch alle Maschen fallen?
Eigentlich nicht, wir versuchen jedem zu helfen, der unsere Hilfe braucht.
Was war ihr schlimmster, welches Ihr bester Moment rund um die Aktivitäten mit «Basel hilft mit»?
Der schlimmste Moment war, als wir realisieren mussten, dass wir an unsere eigenen Grenzen stossen und wir selber Hilfe brauchen, diese aber nicht erhalten. Heisst: Bis heute haben wir zum Beispiel kein neues Depot auf Dauer, oder eben die Manpower die uns fehlt.
Der beste Moment war die Erfahrung der Solidarität zu machen, die wir im letzten Sommer verspüren durften. Und die Anerkennung und den Respekt zu bekommen, dass das, was wir machen, das Richtige ist.
Wie sieht «Basel hilft mit» in zwei Jahren aus?
Wir hoffen, dass durch den Verein Arbeitsstellen geschaffen werden können, ein «Hauptquartier» mit kleinem Büro und Lagerraum wäre toll. Allerdings sollten wir hoffen, dass unsere Arbeit bis dahin vermehrt in Richtung Integration in der Schweiz geht. Da der Krieg in Syrien hoffentlich in zwei Jahren nicht mehr wütet und diese Menschen nicht mehr nach Europa flüchten müssen. Unser Wunsch ist es natürlich, unsere Mission der Sachspendensammlung-/verteilung so stabilisieren zu können, dass wir uns auf andere und neue Gebiete der Hilfestellung konzentrieren können. Dies wäre auch mitunter ein Bereich der Integrationsarbeit mit den Menschen hier.
Wie leistet «Basel hilft mit» sonst noch Hilfe?
«Basel hilft mit» hat bis jetzt auch schon ein paar Events für Flüchtlinge bzw. geflüchtete Personen in Basel organisiert. Unter anderem waren wir mit Flüchtlingsfamilien an der Herbstmesse, dann kam der Santiglaus, es gab ein grosses Weihnachtsfest, wir haben zu Ostern gebastelt, waren am Europa League Finale, um ein paar Dinge zu nennen. Dazu leisten wir auch Aufklärungsarbeit und sammeln Spenden an Festivals oder Events.