Der Generationenvertrag setzt nicht nur finanzielle Balance sondern auch Solidarität zwischen Jung und Alt voraus. Vielerorts scheint dieser emotionale Kitt zu bröckeln. Im Bären in Madiswil lebt Wirtin Eliane Ingold (60) mit Ihrer Familie ein erfolgreiches Mehr-Generationen Modell. Alle Beteiligten würden dabei profitieren, ist Ingold sicher.
Eliane Ingold, wer lebt alles unter ihrem Dach?
Mein Mann und ich leben seit langem «mitem Grosi», also meiner Schwiegermutter zusammen. An zwei fixen Tagen sind zudem unsere Enkel da, hin und wieder zieht auch unser Sohn, der im Ausland lebt, vorübergehend wieder bei uns ein. Eigentlich steht das Haus der Familie immer offen. Als meine Tochter in der Schwangerschaft mit ihrem zweiten Kind liegen musste, stellte ihr Arzt sie vor die Wahl: Spital oder Hotel Bären – die Wahl war einfach!
Der Dok-Film «Zwischen Last und Liebe - die neuen Grosseltern» von Evelyn Falk zeigt ihren Alltag im Bären. Sie sind Oma, Ehefrau, Schwiegertochter, Ratgeberin und Gastgeberin und wirken in jeder Situation souverän und liebevoll. Wie geht das?
Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich alle diese Aufgaben gerne erfülle. Ich liebe meine Grosskinder, es war nie eine Frage, dass wir uns aktiv um sie kümmern. Ein Hotel ist ein Rund-um-die Uhr-Betrieb, bietet aber auch viel Freiheit. Die Enkelkinder haben mich immer begleitet, bereits als Babys waren sie mit dabei. Und auch meine Schwiegermutter kann noch Aufgaben erledigen.
Ihre Generation, also die Babyboomer, scheinen viel profitiert zu haben. Sie wurden in der Arbeitswelt mit offenen Armen empfangen, es ging stetig aufwärts. Sehen sie sich als Gewinner?
Absolut. Unsere Generation kennt kaum Mangel. Es ist ein Geschenk in der Schweiz geboren zu sein. Trotzdem haben wir in all den Jahren angepackt und stehen immer noch tatkräftig der älteren und jüngeren Generation zur Seite.
Das Geheimnis des funktionierenden Mehrgenerationen-Hauses…
... ist einfach und jeder, der möchte, kann es kopieren. Ich respektiere den anderen, nehme nicht alles persönlich, also Leben und leben lassen. Dann klappt’s. Mein Ziel ist nicht Perfektion, sondern ein positives Familienleben zu führen. Wissen Sie, im Gastgewerbe mussten wir immer schnelle, unbürokratische Lösungen finden. Die optimale Voraussetzung…!