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Club Die überängstliche Mutter schafft «Muttersöhnchen»

Vor dem Internationalen Tag der Frau sagt der «Club»: Mamma Mia! Die Mütter: Sie beeinflussen die eigene Biographie, jene der Nachkommen und der Partnerinnen und Partner. Wie emanzipieren sich Mütter und ihre erwachsenen Kinder voneinander? Ein Gespräch mit der Psychoanalytikerin Dominique Lepori.

Warum sind Beziehungen zwischen Müttern und ihren erwachsenen Kindern häufig schwierig oder sogar problematisch?

Der Prozess des Erwachsenwerdens ist durch Ablösungsschritte charakterisiert und Schwierigkeiten sind notwendige Begleiterscheinungen. Problematisch wird es, wenn der Prozess ins Stocken gerät und/oder blockiert ist.

Wie und wer von den beiden kann dem vorbeugen, bzw. wie schafft man eine gute Beziehung mit der nötigen Distanz?

Beide müssen frühzeitig beginnen, sich gegenseitig loszulassen. Dies wird erleichtert, wenn die Mutter die eigenen inneren Konflikte – z.B. aus der eigenen Kindheit – bearbeitet und sie weniger in das Kind projiziert. Das erleichtert dem Kind die Entwicklung einer autonomen Identität. Je später diese Muster angeschaut werden können, desto mehr werden Schuldgefühle diesen Prozess blockieren.

Oft hört man den Satz «meine Mutter ist meine beste Freundin!» Erstrebenswert?

Was bedeutet beste Freundin, dass z.B. die Mutter über ihre Konflikte mit dem Vater mit der Tochter spricht?

Solange die unbewusste Verbundenheit noch nicht reflektiert worden ist, z.B. bei einem pubertierenden Mädchen, kann so eine Freundschaft die Ablösung gefährden. Im Falle einer Rückverbindung nach erfolgter Ablösung kann eine Freundschaft anders betrachtet werden.

Wer ist eigentlich «schuld» am Muttersöhnchen?

Die überängstliche und überbeschützende Mutter, welche ihren Sohn daran hindert, wichtige Erfahrungen zu machen und autonom zu werden. Ebenso der Vater, welcher infolge Abwesenheit oder weil er selber ängstlich ist, dem Sohn die Möglichkeiten nimmt, abenteuerliche Erfahrungen zu machen.

Ob «beste Freundin» oder «Muttersöhnchen», es ist niemals zu spät, sich aus solchen generationsüberschreitenden Rollenzuschreibungen zu lösen, um sich selbst zu werden. Und die Mutter soll genügend gut sein (Winnicott) und nicht perfekt! Dazu muss sie auch manchmal «Stiefmutter» sein.

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