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Club «Eine Freakshow vielleicht, aber mit grossartigen Leistungen!»

Der 34-jährige Monoskifahrer Christoph Kunz ist seit einem Unfall querschnittgelähmt. An den Paralympics in Vancouver und Sotschi gewann er insgesamt 3 Medaillen. Sein nächstes Ziel sind die Paralympics 2018 in Südkorea. Im «Club» ist er Gast.

Sie sitzen im Rollstuhl, sind ab dem fünften Brustwirbel gelähmt: Was ist geschehen?

Ich war vor 16 Jahren mit dem Motorrad von Thun nach Interlaken unterwegs. In einer Linkskurve war ich zu schnell und streifte den Randstein. Beim anschliessenden Sturz habe ich mir den 5. Brustwirbel gebrochen. Die Folge war eine komplette Querschnittlähmung unterhalb der Verletzung.

Sie waren schon vor dem Unfall im Juni 2000 sehr sportlich: Was hat sich aus sportlicher Sicht für Sie geändert?

Für mich war nach dem Unfall schnell klar, dass der Rollstuhl kein Grund sein soll, nicht mehr Spitzensport betreiben zu können. Auf Umwegen bin ich schliesslich zum Monoskifahren gekommen. Dieser Sport hat mich schnell fasziniert und ich habe angefangen intensiv zu trainieren. Früher war ich in der Leichtathletik aktiv, heute bin ich Skifahrer. Der Sport ist ein anderer, die Leidenschaft ist geblieben. In erster Linie bin ich Sportler. Ob mit oder ohne Behinderung spielt dabei gar keine Rolle.

Welche Rolle spielte der Sport für Sie nach dem Unfall?

Bei Rollstuhlfahrern kann Sport viel zur Steigerung der Lebensqualität beitragen. Entsprechend wird Sport auch bereits in der Rehabilitation stark gefördert. Sport ist für mich aber viel mehr als nur Bewegungstherapie. Für meine hohen sportlichen Ziele trainiere ich sehr intensiv. Und ich will zeigen, dass auch mit schwierigen Voraussetzungen sehr vieles möglich ist - viel mehr als wir uns vorstellen können. Aber auch ausserhalb meiner sportlichen Ziele hat der Sport bei der Verwirklichung meiner Träume eine entscheidende Rolle gespielt.

Es gibt nicht viele Behindertensportler, die vom Sport leben können. Sie tun es als Profi-Sportler. Wie ist das möglich geworden?

Es war immer mein Ziel, irgendwann als Profi vom Sport leben zu können. Für dieses Ziel habe ich in den letzten Jahren hart gearbeitet. Den Schritt zum Profi-Sportler verdanke ich meinem Verband, der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, meinen Sponsoren und Gönnern und meinen Ausrüstern. Ausserdem unterstützt mich mein Umfeld, insbesondere meine Frau Stephanie, auf dem Weg an die Paralympics 2018 in Südkorea.

Die Anforderungen im Behindertensport sind in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Als Profi will ich versuchen, diesen Anforderungen auch in Zukunft gerecht zu werden. Ein grosses Team unterstützt mich dabei.

War Doping bei Ihnen schon einmal Thema?

In meiner Karriere bin ich noch nie mit Doping in Berührung gekommen. Das kann vielleicht auch daran liegen, dass beim Skifahren neben der körperlichen Leistungsfähigkeit noch viele andere Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Die jüngsten Entwicklungen, vor allem was in Russland passiert ist, verfolge ich aber schon sehr genau. Ich finde es absolut richtig, dass das IPC entschieden hat, alle russischen Athleten von den Paralympics auszuschliessen. Damit wir ein Zeichen gesetzt, dass man gegen Dopingsünder konsequent vorgehen will. Dieses deutliche Zeichen hat das IOC leider verpasst. Schade!

Gelähmte Skifahrer, einarmige oder blinde Schwimmer, einbeinige Läufer: für viele eine voyeuristische «Freak-Show». Warum soll man sich die Wettkämpfe an den Paralympics ansehen?

Einschalten lohnt sich auf jeden Fall. Die Freak-Show wird dann schnell zu einem Sportanlass, bei dem grossartige Leistungen gezeigt werden. Lassen Sie sich inspirieren!

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