Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Club Einelternfamilien: «Auch diese Kinder haben eine gute Kindheit!»

Kinder unverheirateter Eltern haben künftig beim Unterhalt dieselben Rechte wie Kinder von Ehepaaren. Das neue Recht gilt ab 1. Januar 2017. Der Psychologe Allan Guggenbühl über die Konsequenzen für das Kind.

Mit dem neuen Unterhaltsrecht können die Gerichte z.B. neu auch beim Entscheid über die Obhut die Möglichkeit einer alternierenden Obhut prüfen, wenn die elterliche Sorge gemeinsam ausgeübt wird und ein Elternteil oder das Kind dies verlangt.

Was hat diese alternierende Obhut für Konsequenzen für ein Kindes?

Den Kindern wird dadurch klar, dass sowohl die Mutter, wie auch der Vater Bezugspersonen sind. Der Vater bleibt ihnen eher erhalten. Für jüngere Kinder ist der Wechsel nicht immer einfach, sie lieben es, wenn alles immer gleich ist. Problematisch wird die alternierende Obhut, wenn die Eltern immer noch streiten. Kinder hassen es, den Streit mitzuerleben.

Ist es in jedem Fall ideal, wenn die Kinder regelmässigen Kontakt mit Vater und Mutter pflegen? Wann nicht?

Die Pflege des Kontaktes zu beiden Elternteilen ist für Kinder wichtig. Die Voraussetzung ist jedoch, dass der Vater (oder die Mutter) sich wirklich um den Sohn oder die Tochter kümmert, sich ihm zuwendet. Wenn - vor allem der Vater - sich nur noch pro forma dem Sohn oder der Tochter widmet oder vor allem die neue Familie wichtig ist, dann ist regelmässiger Kontakt nicht anzustreben. Kinder reagieren dann auch ablehnend, wollen den Vater nicht sehen.

Konflikte zwischen geschiedenen Eltern belasten nicht nur die Erwachsenen, sondern auch die Kinder: Wie äussert sich das (psychisch) bei diesen Kindern?

Es gibt verschiedene Äusserungsformen. Viele Kinder verdrängen den Konflikt, leiden jedoch unbewusst; sie haben vermehrt Ängste, sind unsicher oder klammern sich an einen Elternteil. Andere Kinder fühlen sich belastet, fühlen sich für den Konflikt verantwortlich, sie nehmen die Schuld auf sich. Wieder andere geraten unter Stress, was zu einem Leistungsabfall in der Schule oder einer Desorientierung führen kann.

Wie können Kinder davor geschützt werden?

Es gibt verschiedene Phasen. Während und gleich nach der Scheidung hilft es den Kindern, wenn sie auch mit Aussenpersonen, seien dies Gleichaltrigen, Verwandte oder Grosseltern über die Scheidung der Eltern reden zu können und von den Aussenpersonen emotional unterstützt zu werden. Für Kinder ist dann auch wichtig, dann man ihnen erklärt, wie es weitergeht und vor allem, wie der Kontakt zum Vater (oder zur Mutter) gestaltet wird. Was Kinder nicht ertragen ist, wenn die Eltern den Konflikt über sie austragen oder die Kinder instrumentalisieren. Die Eltern sollten erklären wieso sie auseinandergehen, doch sie nicht in den Konflikt hineinziehen.

In Eineltern-Familien sind Kinder häufig zu früher Selbständigkeit und mehr Verantwortung gezwungen als andere: Geht da die Kindheit ein Stück weit verloren?

Kinder werden von verschiedenen Personen geprägt, nicht nur den Eltern - dies ist auch bei Einelternfamilien der Fall. Viele Kinder werden jedoch früher reifer, wachsen an den familiären Herausforderungen. Sie haben nicht die gleiche Kindheit, wie wenn beide Eltern da sind, doch verlieren sie die Kindheit deswegen nicht zwingend. Ihre Kindheit ist anders, doch deswegen nicht schlechter.

Meistgelesene Artikel