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Club «Im Gesundheitswesen ist niemand am Sparen interessiert»

Die klinische Psychotherapeutin Annina Hess-Cabalzar ist Präsidentin der Akademie Menschenmedizin. Auch als Patient und Patientin kann man zu Einsparungen im Gesundheitswesen beitragen.

Puls: Die Gesundheitskosten und Krankenkassenprämien sind auch dieses Jahr wieder gestiegen. Was kann ich als Patient oder Patientin selber tun, um die Gesundheitskosten nicht weiter in die Höhe zu treiben?

Zur Person

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Annina Hess-Cabalzar ist Psychotherapeutin und Mitbegründerin der Akademie für Menschenmedizin. Sie sagt: «Arzt, Patient oder Spital – jeder kann das System ausnützen. Die Frage ist, ist das System richtig? Wer einen Markt mit Wettbewerb installiert, muss sich nicht wundern, wenn jeder das Meiste herausholen will.»

Die Patienten tragen wesentlich zu Einsparungen bei, wenn sie das Gesundheitswesen mit seinen Angeboten nicht mit einem Selbstbedienungsladen verwechseln. Zu einer sinnvollen Auseinandersetzung mit der Krankheit gehört: Vertrauenswürdige Behandelnde auszuwählen, sich über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und differenzierte Entscheide zu fällen.

Bei welchen Bereichen habe ich als Patient oder als Patientin keinen Einfluss oder keine Macht, auf die steigenden Gesundheitskosten einzuwirken?

Als einzelne Personen haben wir keinen Einfluss auf die Krankheitsindustrie, auf die auf Gewinn zielenden Krankheitserfinder, auf die Einzelinteressen aller im Gesundheitswesen involvierten politischen Interessen. Die Akademie Menschenmedizin setzt hier an: Sie ist eine unabhängige Stimme im Gesundheitswesen, die auch Tabu-Themen anspricht und sich für ein bezahlbares, menschengerechtes Gesundheitswesen einsetzt.

Was ist dagegen zu sagen, dass Patientinnen und Patienten für sich, aber auch für ihre Angehörigen die fortschrittlichste und daraum oft auch die teuerste medizinische Behandlung wünschen? Den Herzschrittmacher für den betagten Vater oder das teure Medikament für das eigene Kind mit einer sehr seltenen Krankheit?

Dieser Wunsch ist nachvollziehbar. Wichtig ist eine transparente, unabhängige Information über Nutzen und Risiken einer Behandlung sowie über Alternativen – fortschrittlich und teuer ist nicht immer auch das Beste. Eine gleichzeitig stattfindende begleitete Auseinandersetzung der Betroffenen mit Begrenzung und Endlichkeit sowie ein professionell geführter Entscheidungsfindungsprozess helfen, das richtige Vorgehen zu wählen.

Wo sehen sie die Hauptverursacher steigender Gesundheitskosten und letztendlich steigender Krankenkassenprämien?

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Heute im Club um 22.20 Uhr auf SRF 1

Niemand ist wirklich am Sparen interessiert, zu viele verdienen am Gesundheitswesen. Die Gesundheitswirtschaft als wesentlicher Teil des Bruttoinlandprodukts ist politisch von vielen gewünscht.

Weiter muss klar zwischen den Kosten und der Finanzierung unterschieden werden. In Folge politischer Entscheide stiegen die Kassenprämien deutlich stärker als die Gesundheitskosten, da sich die Kantone (Steuergelder) über die Verschiebung in die Kassenprämien entlastet haben.

Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten nehmen stetig zu und helfen den Betroffenen an sich. Unter den falschen Anreizen des gegenwärtigen Systems müssen Instrumentarien zur Überprüfung der Indikationsqualität eingeführt werden. Bonusverträge und Überbehandlung müssten verboten werden. Das dem heutigen politischen Vorgehen zugrunde liegende Menschenbild muss hinterfragt werden, damit Solidarität, Vernetzung und Kooperation nicht zu leeren Worthülsen verkommen.

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