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Club «Wehrpflicht für Männer und Frauen!»

Helena Trachsel ist Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung von Frau und Mann des Kantons Zürich. Sie plädiert für eine Wehrpflicht für beide Geschlechter. Sie sieht darin für die Armee die Chance, sich als fortschrittliche und familienfreundliche Arbeitgeberin auszuzeichnen.

Laut Gleichstellungsgesetz darf es keine Diskriminierung zwischen den Geschlechtern geben. Also Wehrpflicht für Männer und Frauen?

Ja, laut Gleichstellungsgesetz darf es keine Diskriminierung zwischen den Geschlechtern geben, in keinem Bereich - auch nicht in der Wehrpflicht. Am 1. Januar 2004 startete die Schweizer Armee mit ihrem grössten Umbau. Es war vom freiwilligen Einsatz der Frauen die Rede, bis heute nicht von der gleichen Pflicht.

Die Schweizer Armee ist eine Armee des Volkes, der Schweizerinnen und Schweizer, gleiche Rechte und Pflichten für Männer und Frauen.

Mit welchen Vorteilen?

  • Die Armee bietet Ausbildung in wichtigen Aufgaben für die zivile Bevölkerung.
  • Ausgezeichnete Führungsschulung und -Führungserfahrung, die Offiziersschulung findet an der Militärakademie (Milak) statt. Die Militärakademie an der ETH Zürich ist die militärwissenschaftliche Ausbildung der Berufsoffiziere. Diese traditionelle Verbindung Militärakademie – Hochschule nutzt die Chance, die Ausbildung zum militärischen Spezialisten in engem Kontakt mit der übrigen Hochschulbildung durchzuführen. Hier könnten wir Frauen davon profitieren, werden doch gewisse Module ans Hochschulstudium angerechnet.
  • Zugang zu einem noch immer existierenden und nur Männern vorenthaltenen und wichtigen Netzwerk von Militär-, Wirtschafts- und politisch Verantwortlichen, somit Mitsprache für Frauen mit militärischer Ausbildung.
  • Wichtige Werte wie Teamorientierung und Teambildung.
  • Weitere Perspektiven im Berufsleben durch militärische-, soziale- und Sicherheits-Einsätze.

Was spricht gegen einen freiwilligen Wehrdienst für beide Geschlechter?

Es gibt keine fachlich und sachlich korrekte Begründung gegen eine freiwillige Militärausbildung beider Geschlechter. Im Schweizer Militär herrscht das Credo vor, unsere Neutralitätspolitik sei nur glaubhaft mit einer starken Armee; etwas widersprüchlich, wissen wir doch, dass das Militärpersonal immer weniger wird. Dazu kommt, dass eine Mehrheit der abstimmenden Bevölkerung und der Politikerinnen und Politiker, die den Auftrag erteilen, sich auf etwas unzeitgemässe Traditionen berufen.

Israel z.B kennt die Wehrpflicht für beide Geschlechter. Norwegen diskutiert aktuell zum Hundertjahrjubiläum des Frauenstimmrechtes die gleichen militärischen Pflichten, Möglichkeiten und Rechte ...

Schweden hat mit Erfolg 2010 eine freiwillige grundlegende Militärausbildung eingeführt. 20% aller Personen die sich dort für die militärische Grundausbildung anmeldeten, waren weiblichen Geschlechtes.

Frauen kümmern sich – viel mehr als die Männer – um die Kinder, um die alten Eltern, machen also den Grossteil der sogenannten «Care-Arbeit». Die Wehrpflicht also als zusätzliche Belastung für die Frauen?

Die Schweizer Armee hätte somit die Chance, sich als fortschrittliche, familienfreundliche Arbeitgeberin auszuzeichnen, so wie unzählige Firmen dies mit erheblichem Engagement tun: moderne Einsatzmodelle, Arbeitszeiten, Betreuungsunterstützung für Männer und Frauen.

Wie müssten sich unsere Armee und unser Armeedienst verändern, damit sie auch frauen- bzw. familienfreundlich würden?

Das ist genau die richtige Frage: Familienfreundlichkeit der Arbeitgeber ist für Männer und Frauen, die Volkswirtschaft und aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine beachtliche Entlastung und ein erheblicher Gewinn. Insofern wäre das für die Schweizer Armee eine Veränderung hin zur hochstehenden Ausbildungsstätte und attraktiven Arbeitgeberin.

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