Der einzelne Bürger muss ökonomische Mündigkeit erlangen. Er muss sein Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen, Verantwortung zeigen und auf eigenes Risiko handeln, kurz: Er muss zum Zivilkapitalisten werden. Nichts weniger fordert Wolf Lotter.
So löblich dieser Ansatz ist: Mit der Realität lässt er sich wohl nur schwer vereinbaren. Das höchste Einkommen und die beste Alterssicherung hat nach wie vor der brave, angepasste Angestellte und nicht etwa der unkonventionelle Unternehmensgründer, der sein eigenes Ding durchzieht.
Abgesehen davon liegt unternehmerisches Denken nicht jedem: Wer nicht zu bequem ist, den anstrengenden zivilkapitalistischen Weg zu gehen, ist möglicherweise intellektuell oder aus anderen Gründen nicht dazu geeignet. Dies hat schon das inzwischen abgeschaffte Konzept der Ich-AGs gezeigt.
Allerdings räumt Lotter von Beginn an ein, dass er keine Lösungsmethoden bieten wird. Dass das Buch viele anregende Denkanstösse liefert und überdies auch noch hervorragend geschrieben ist, kann man ihm nicht absprechen.
Das Werk ist empfehlenswert für alle, die wissen wollen, wie der Kapitalismus ist und wie er sein könnte.
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- Verlag: Pantheon
- Publikation: 2013
- Anzahl Seiten: 221
In Zusammenarbeit mit Getabstract, Luzern