Robert J. Shiller schmiert Balsam auf die geschundenen Seelen der Banker und Manager, Finanztechniker und Regulierer: Die Forderung, dass die Verantwortlichen für die Krise ins Gefängnis gehören, ist für ihn eine «fixe Idee»; Praktiken, die das weltweite Finanzwesen an den Rand des Zusammenbruchs brachten, hält er für «grobe Schnitzer», die sich korrigieren lassen.
Gemäss seinem Hohelied des Finanzkapitalismus ist alles gut und wird noch besser werden, sofern wir nicht auf das unaufgeklärte Demonstrantenvolk, sondern auf die Visionäre hören.
Shiller argumentiert durchaus auch branchenkritisch und schlägt jede Menge Verbesserungen vor, fordert aber konsequenterweise nicht weniger, sondern mehr komplexe finanzielle Absicherungssysteme gegen Risiken aller Art.
Seine Stossrichtung, dass der Finanzkapitalismus dazu dienen soll, den Wohlstand zu mehren und gerecht zu verteilen, in allen Ehren – aber glaubt jemand ernsthaft daran, dass die Akteure im Finanzwesen aus diesen hehren Gründen ihrer Tätigkeit nachgehen?
Angesichts Shillers Brillanz erstaunt die Naivität dieser Annahme, das Buch ist aber trotzdem für alle empfehlenswert, die wissen wollen, welchen gesellschaftlichen Nutzen Finanzinnovationen und Finanzspekulanten in einer idealen Welt haben könnten.
- Verlag: Campus
- Publikationsdatum: 2012
- Anzahl Seiten: 376
In Zusammenarbeit mit Getabstract, Luzern