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Blick durch das Mikroskop: Durch die hellen Fasern aus Teflon verursacht das neuartige Betttuch weniger Reibung.
Legende: Neuartiges Textil unter dem Mikroskop: Durch die hellen Fasern aus Teflon verursacht das Tuch weniger Reibung. Empa

Einstein Online Mit Teflonfäden gegen Druckgeschwüre

Patienten, die lange liegen müssen, leiden häufig an wunden Hautstellen und Druckgeschwüren. Nun haben Forscher der Empa mit Partnern ein Betttuch entwickelt, das Abhilfe schaffen soll.

Bettlägerige Patienten und ältere Menschen, die lange liegen müssen, leiden häufig an wunden Hautstellen. Der Druck des Körpergewichts, Reibung und Schweissnässe führen zu Durchblutungsstörungen in der Haut. Die Folgen reichen von Rötungen bis hin zu Druckgeschwüren. Dieser sogenannte Dekubitus tritt besonders oft am Rücken oberhalb des Gesässes, an Füssen und Oberschenkeln auf. Solche Geschwüre können zu Fieber oder Infektionen führen, die aufwändig behandelt werden müssen.

Teflon mindert Reibung an der Haut

Nun haben Forscher der Empa St. Gallen zusammen mit dem Schweizer Textilhersteller Schoeller ein Betttuch entwickelt, das die Situation von Patienten verbessern soll, die ständig liegen oder sitzen müssen. Das Resultat ist ein Stoff mit ganz besonderen Eigenschaften.

Die Struktur der Textiloberfläche ist hügelig, wie von kleinsten Noppen übersäht. Sie verringert die Auflagefläche der Haut und die Feuchtigkeit kann besser abgeführt werden. Als zusätzliche Neuerung haben die Entwickler Fäden aus Teflon ins Tuch eingewoben.«Teflon ist bekannt dafür, dass es eine niedrige Reibung hat», sagt Empa-Projektleiter Siegfried Derler, der als Physiker auf die Entwicklung hautfreundlicher Materialien spezialisiert ist.

Ein Dekubitus an der Ferse ist schmerzhaft und muss aufwändig behandelt werden.
Legende: Schmerzhafte Erkrankung: Ein Dekubitus an der Ferse. SPZ

Test mit künstlicher und menschlicher Haut

Eine erste Auswahl von Prototypen des neuen Betttuches testeten die Empa-Forscher zunächst mit Kunstleder als Hautersatz. In einer zweiten Phase setzten Probanden ihren Unterarm für die Tests ein: Dort hat die Haut ähnliche Eigenschaften wie an den häufigsten Dekubitus-Stellen. Die Messungen zeigten: Die Reibung auf dem neuen Betttuch sank im Vergleich zum herkömmlichen Material um bis zu zwei Drittel.

Klinische Studie am Paraplegiker-Zentrum

Dieses positive Resultat war die Grundlage für eine klinische Studie, die am Paraplegiker-Zentrum in Nottwil durchgeführt wurde. Zwanzig querschnittgelähmte Patienten verglichen die bisherigen Betttücher fünf Nächte lang mit dem teflonhaltigen Gewebe. Die Einschätzungen waren positiv bis begeistert. «Ich geniesse es, dass ich auf diesem Betttuch nicht mehr schwitze», sagte eine Patientin.

Zusätzlich zum subjektiven Urteil der Patienten überwachten die Forscher mit Messgeräten Feuchtigkeit, Rötung, Elastizität und Durchblutung der Haut der Patienten. Auch hier waren die Resultate überwiegend positiv. Der beteiligte Hersteller plant derzeit, die neuartigen Betttücher im kommenden Jahr auf den Markt zu bringen.

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