«Es stinkt nach faulem Fisch. Und wenn man nah heran muss, ist es ziemlich schlimm». So beschreibt Nadja Korotkova den unvergleichlichen Geruch der grössten Blume der Welt, die nur im Urwald von Sumatra vorkommt. Die Forscherin an den Botanischen Gärten der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat bereits vor drei Jahren erkundet, wie die Pflanze ihren Gestank exakt in der Umgebung verbreitet.
Das Resultat: Der grosse Kolben der Titanwurz produziert den Verwesungsgeruch nicht nur (siehe Infobox), sondern bläst ihn auch in die Höhe – mit Hilfe von Hitze, wie eine Art Kamin. Anhand von Aufnahmen einer Wärmebild-Kamera konnte Korotkova nachweisen, dass sich der Kolben der Titanwurz während der Blühphase aufheizt. «Er schafft es bis auf 36 bis 38 Grad, also der Körpertemperatur des Menschen», sagt Korotkova, «das genügt für eine Wärmeströmung, die bis über das Blätterdach hinausreicht.»
Fortpflanzungspartner in weiter Ferne
Nur dank ihrer Grösse kann die Titanwurz eine derartige Luftströmung auslösen – und so mit ihren Geruchssignalen Aasinsekten wie Käfer und Bienen in einem weiten Umkreis anlocken. «Das ist überlebenswichtig, denn die nächste Titanwurz, die die Insekten bestäuben sollten, steht immer mehrere Kilometer weit weg», erklärt Korotkova.
Erfolgreich ist diese Strategie der grössten Blume der Welt nur, weil sie ihre «Heizung» während der Nacht einschaltet, wenn es im Urwald von Sumatra etwas kühler ist als tagsüber. Dann nämlich zieht die erhitzte Luft, die der Kolben erwärmt hat, die schwefelhaltigen Lockstoffe für die Insekten schnurgerade in die Höhe.
Offene Fragen bei der weltgrössten Blume
Das Naturschauspiel dauert freilich nur kurze Zeit. Der Kolben heizt zwei Nächte lang ein; dann ist die Titanwurz verblüht. «Eine attraktive und extrem interessante Pflanze», meint die Botanikern – nicht zuletzt, weil noch spannende Fragen offen sind. Wie nämlich die Titanwurze ihre Fortpflanzung im Urwald exakt so synchronisieren, dass sie alle gleichzeitig blühen, ist Botanikern bis heute ein Rätsel.