Aktuelle Zahlen zum Versand von Postkarten sind schwer zu bekommen. Die Schweizer Post kann keine Angaben machen, weil die automatisierten Anlagen für die Sortierung von Briefen sie nicht erfassen. Immerhin hat der Verband schweizerischer Kartenverleger und -grossisten sie bis zur Jahrtausendwende erfasst – mit eindeutiger Tendenz.
Marktchancen nur mit Mehrwert
Wurden 1984 noch rund 60 Millionen Exemplare verkauft, waren es 1999 noch 37 – und bis heute, so der Verband, dürfte der Absatz weiter gesunken sein. Aktuelle Schätzung: 20 bis 25 Millionen Karten. Ist der Tiefpunkt damit erreicht? Nun ja, man rechnet mit einer Stabilisierung bei einer «zweistelligen Millionenzahl».
Obwohl die Zeit riesiger Auflagen vorbei ist, nein, der Tod der Ansichtskarte ist laut dem Verband nicht zu erwarten. Mit smarten, überraschenden Auflagen, so die Postkarten-Verleger, könne man durchaus noch Erfolg haben. Oder mit sehr gut fotografierten Bildern, die Handy-Schnappschüsse blass aussehen lassen. Oder auch mit Retro-Motiven aus der «guten alten Zeit».
Digitale und andere Gründe
Die Konkurrenz durch SMS oder digitale E-Postkarten , die zum Teil gedruckt im Briefkasten landen, sehen nicht alle Verleger als Grund für die Absatzverluste. Gion Schneller beispielsweise, Geschäftsführer des Herstellers Photoglob, ortet eine Ursache im heutigen «Häppchen»-Reiseverhalten: Erst nach etwa zehn Tagen Abwesenheit komme Lust auf Postkarten auf – zu lange in Zeiten steigender Nachfrage nach Kurztrips oder verlängerten Wellness-Wochenenden.
Zudem würden die klassischen Kartenständer an immer mehr Orten abgeschafft – und nicht zuletzt sinke die Zahl der Skilager in der Schweiz, einst ein zuverlässiger Garant für postalische Kindergrüsse nach daheim.