Als Verantwortliche für das Sterben von Bienenvölkern stehen – neben Parasiten – auch mehrere Insektizide unter Verdacht. Doch widersprüchliche Studien zur Wirkung liessen bisher keine eindeutigen Schlüsse zu.
Nun hat ein Team aus Forschern des Instituts für Bienengesundheit der Universität Bern, der Agroscope und der kanadischen Acadia Universität untersucht, wie zwei Insektizide aus der Gruppe der Neonikotinoide auf die Fortpflanzung von Bienenköniginnen wirken.
Die Resultate: Die untersuchten Tiere hatten vergrösserte Eierstöcke, konnten weniger Spermien männlicher Bienen speichern und waren weniger erfolgreich beim Eierlegen.
Laut den Experten lagen die untersuchten Konzentrationen der Insektizide im «für das Feld realistischen» Bereich. «Die Ergebnisse zeigen, dass diese Chemikalien Königinnen schädigen und dadurch für die Verluste von Bienenvölkern mitverantwortlich sein können», lässt sich Geoffrey Williams von der Universität Bern zitieren.
Ein Appell an Umweltpolitiker
Die Ergebnisse der Studie seien beunruhigend, aber nicht überraschend, erklärt Studienleiter Laurent Gauthier von Agroscope. Diese Chemikalien seien nicht so harmlos für Nützlinge wie ursprünglich angenommen.
Die Forscher fordern deshalb gründlichere Prüfungen zur Umweltverträglichkeit von Neonikotinoiden, um Bienen und andere Nützlinge zu schützen.
Kleine Insekten, riesiger Wert
In einem Bienenvolk gibt es nur eine Königin. Nur sie kann Eier legen und ist deshalb von zentraler Bedeutung für das Volk. Zudem sorgt sie durch die Produktion von Pheromonen für den sozialen Zusammenhalt im Bienenstock.
Jedes Jahr produzieren Millionen von Honigbienenvölkern in aller Welt Honig und bestäuben Pflanzen. Die Palette der bienenbestäubten Pflanzen reicht vom Rüebli über die Mandel bis hin zum Raps. Die gesamte Bestäubungsleistung hat laut Schätzungen pro Jahr einen Wert von mehreren Milliarden Euro.