Heute wurde ich Zeugin von einem ganz speziellen Moment. Jacky, das ranghöchste Weibchen, kam ans Gitter und verlangte mit Handzeichen, dass Stephan Lopez zu ihr kommt. Und zwar genau so, wie auch wir Menschen jemanden mit Winkzeichen zu uns rufen! Der Tierpfleger wusste natürlich sofort, worum es geht: sozialer Kontakt, Grooming!
Das englische Wort «to groom», also pflegen oder sich zurechtmachen, beschreibt dieses Verhalten der Affen viel besser als das deutsche Wort «lausen». Gelaust wird nämlich nicht, es geht wirklich darum, sein Gegenüber zu pflegen. Fachleute benutzen das Wort Lausen deshalb nicht.
Was sonst geschah
Die Schimpansen sind besonders darauf bedacht ihr Gegenüber an Stellen zu groomen, die dieses nicht sehen kann – zum Beispiel im Gesicht oder am Rücken. Auch wenn Stephan Lopez nicht wirklich viel Fell hat, die Schimpansin nimmt ihn genauestens unter die Lupe und sucht jeden Zentimeter im Gesicht und auch an den Armen ab. Es könnte ja irgendwo eine Hautrötung oder eine Rufe sein, die weg muss … Zehn Jahre dauerte es, bis der Schimpansen-Pfleger zum ersten Mal von einem Affen gegroomt wurde. Das lag nicht nur an den Affen, sondern auch daran, dass er sich nicht traute. Die Schimpansen könnten in dieser Situation dem Tierpfleger spielend leicht die Augen auskratzen. Und dies im wortwörtlichen Sinn!
In meinen zwei Wochen, die ich hier im Basler Zoo sein werde, werde ich den Schimpansen definitiv nie so nahe kommen. Grooming ist einer der höchsten Vertrauensbeweise.