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Colin Firth und Helena Bonham Carter bei den Dreharbeiten zu "The King’s Speech".
Legende: Stotterer und Redner in «The King’s Speech»: Die Ansprachen von König George VI., dargestellt durch Colin Firth, im II. Weltkrieg wurden britische Geschichte. www.lancashire.gov.uk / Wikipedia / Flickr: Filming Colin and Helena

Fünfmalklug Kann man Stottern heilen?

Die Sprechstörung, bei der manche Worte oder Laute einfach nicht hinauswollen, ist für Betroffene eine Qual. Es gibt Abhilfe, doch keine Wundermittel – und schnelle Erfolge sind selten.

Nicht nur der britische König Georg IV., dessen Therapeut im Film «The King’s Speech» zu neuen Ehren kam, stotterte. Sondern auch Prominente wie Charles Darwin, Marilyn Monroe und selbst Bruce Willis, der als Actionheld im Unterhemd Kinobesucher in aller Welt begeisterte. Um das Handicap in den Griff zu bekommen, spielte er schon in der Schulzeit am Theater mit – eine Therapie mit offensichtlichem Erfolg.

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Und zeitig genug. Je früher das Stottern erkannt und behandelt wird, desto besser die Aussichten auf eine Besserung. Es beginnt in den allermeisten Fällen vor dem 12. Lebensjahr und verliert sich bei einem grossen Teil der betroffenen Kinder noch vor der Pubertät – zum Glück, denn danach ist die Aussicht auf ein vollständiges Verschwinden sehr gering.

Zumal die genauen Ursachen des Stotterns noch im Dunklen liegen: Viele Neuropsychologen gehen davon aus, dass sich das Gehirn bei Stotternden anders entwickelt hat. Und laut der genetischen Theorie sind die Ursachen zumindest teilweise vererbt. Dafür spricht, dass stotternde Menschen drei Mal häufiger Verwandte haben, die unter der gleichen Störung leiden.

Modifizieren oder eine «neue» Sprache?

Und doch lässt sich das Leiden laut Fachleuten lindern – mit verschiedenen Therapie-Modellen. Bei der «Modifikation» geht man davon aus, dass Stottern grundsätzlich nicht «heilbar» ist. Doch was möglich ist: Die eigene Störung anzunehmen, die stockenden Phasen nach und nach zu identifizieren und zu «verflüssigen» – mit allerlei Tricks und Hilfsmitteln wie zum Beispiel Pantomime. Am Ende folgt oft die «Stabilisierung», bei der mit dem neuen Können auch Situationen, vor denen der Patient Angst hat, nachgespielt werden.

Dagegen setzen sprach-technische Ansätze darauf, eine «neue» Sprechweise zu erlernen: Weil man weiss, dass Stotternde beispielsweise Texte problemlos singen können, lassen sich Faktoren wie Atmung oder Tongestaltung gezielt einsetzen, um die Sprache neu und flüssiger zu erlernen. Welche Methode für Betroffene besser ist, war über Jahre umstritten, doch heutzutage werden auch Mischformen angewendet.

Einfach ausreden lassen

Daneben versuchen Therapeuten, stotternden Menschen mit positiven Leitsätzen zu helfen, die sie immer wieder abrufen können – Autosuggestion also. Welche Therapie geeignet ist, hängt auch vom Betroffenen und seiner individuellen Sprache selbst ab – doch Ausdauer ist laut Fachleuten immer nötig, denn schnelle Erfolge sind rar. Für alle, die Stottern im Alltag helfen wollen, noch ein Experten-Tipp: keine altklugen Ratschläge, sondern einfach ausreden lassen.

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