Die Redensart «Stolz wie ein Pfau» ist nie nett gemeint. Aus dem Hohlkreuz das Gesäss nach hinten gedrückt, der Hals auf geschwellter Brust gereckt – das darf nur ein Flamencotänzer. Für alle anderen gilt: Wer so daher stolziert, ist eingebildet und unsympathisch. Was Pfauen wohl dazu sagen würden? Ein Weibchen nichts; es ist ja unscheinbar und klein. Und das Männchen? Es wäre wohl zu Recht beleidigt, weil es – verhaltensbiologisch betrachtet – gar nicht anders kann.
Das Rad voll aufgefächert, muss der Pfauenmann seiner Auserwählten beweisen, welche tollen Gene er für die gemeinsamen Nachkommen hat. Und wie sehr sich die Paarung lohnt, gerade und nur mit ihm. Doch dass der Stolz der Pfauen-Männchen in aller Welt sprichwörtlich wurde, lag nicht vorab am farbenfrohen Rad.
Die ersten Exemplare wurden schon vor 4000 Jahren aus Indien in den Mittelmeerraum gebracht. Ihr Fleisch war schon bei den alten Ägyptern und im antiken Rom beliebt – und später, im Mittelalter, auch in anderen Regionen in Europa. Via Kochtopf hat sich der Pfau sozusagen um den Erdball verbreitet. Und mit ihn eroberte das Pfauenrad Kaiser- und Königshäuser, schmückte alle Wappen der Habsburger Dynastie. Stolz wie ein Pfau? Ein Grund für die Redensart ist offenbar auch menschlicher Geltungsdrang.