In Teilen der Schweiz war lange der Kuckuck für die Ostereier zuständig; in einigen Regionen Deutschlands gab es den Osterfuchs, in Thüringen brachte der Storch die Eier und in Österreich, Sachsen und Böhmen der Hahn.
An manchen Orten aber brachte schon immer ein Hase die Eier: im Elsass nämlich, in der Pfalz und am Oberrhein. Von dort hat sich der Brauch wohl ausgebreitet. Erstmals erwähnt wurde er um 1682 vom Mediziner Georg Franck von Franckenau. Er beschrieb in seiner Dissertation «De ovis paschalibus – Von Oster-Eyern» den Brauch, dass ein Hase an Ostern Eier im Garten versteckt.
Dass ausgerechnet ein Hase dafür zuständig ist, macht Sinn. Zum einen ist Meister Lampe im Christentum ein altes Symbol für die Auferstehung. Zum anderen ist er ein Sinnbild für die Fruchtbarkeit, weil er zu den ersten Tieren gehört, die nach dem Winter Nachwuchs bekommen – und den in grosser Zahl. Ausserdem wagten sich die sonst so scheuen Hasen nur im Frühjahr ausgehungert in die Nähe der Siedlungen. Die seltenen Gäste kamen deshalb der elterlichen Erklärungsnot für die im Garten versteckten Ostereier gerade recht.
Zum wahren Siegeszug hat dem Osterhasen aber die Süssigkeitenindustrie verholfen. Die bringt in den vergangenen Jahren zwar plötzlich auch Schoko-Hühner ins Sortiment, aber ehrlich: Die flinken Hasen eignen sich doch viel besser dazu, die vielen Eier zu verstecken, als so ein lahmes Huhn.