Das Stethoskop ist eine wahre Dreckschleuder. Es überträgt Bakterien und Viren von einem Patienten zum nächsten – darunter auch resistente Keime. So lautet die Anklage des Forscher-Teams um Didier Pittet vom Universitätsspital Genf. Doch trifft das Gerät keinerlei Schuld. Es ist vielmehr selbst Opfer: Es wird viel benutzt, aber selten gereinigt. Diese schlechte Behandlung verdient es nicht.
Aus Anstand geboren
Denn als das Stethoskop vor 200 Jahren erfunden wurde, revolutionierte es die medizinische Diagnostik. Zum ersten Mal war es nun möglich, tief in den Körper zu schauen, indem man gut hinhörte – auf Herztöne, Atemgeräusche und Blutfluss.
Die Idee mit dem Stethoskop hatte der Pariser Arzt René Théophile Hyacinthe Laënnec, als er eine junge übergewichtige Patientin untersuchen sollte. Angesichts der isolierenden Fettschicht hatte es keinen Sinn, die Patientin abzuklopfen. Und die damals übliche Methode, das Ohr direkt auf den Körper zu legen, verbot sich aus Gründen der Sittsamkeit.
Herzschläge wie nie zuvor
Da entsann sich Laënnec eines bekannten akustischen Phänomens: Wenn man ein Ohr an das eine Ende eines Balkens legt, kann man einen Nadelstich am anderen Ende sehr deutlich hören. Also nahm er ein Papierheft, rollte es zusammen, setzte das eine Ende auf die Herzregion der Patientin und legte sein Ohr aufs andere.
Mit einem überraschenden Resultat: Nie zuvor hatte er Herzschläge deutlicher und reiner gehört. Der Prototyp des Stethoskops war erfunden. Noch heute ist das Stethoskop eines der wichtigsten Diagnose-Instrumente überhaupt – aller Hightech-Medizin zum Trotz. Nicht zuletzt deshalb hat das Stethoskop eine würdige Pflege verdient.