Ein Szenario, das der Staat nicht ausschliessen darf: Um zwei Uhr nachts ereignet sich im Atomkraftwerk Gösgen ein ernsthafter Zwischenfall. Sofort alarmiert der Betreiber des Kraftwerks das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) und schildert, dass die Kühlsysteme ausgefallen sind. Das Ensi alarmiert die Nationale Alarmzentrale (NAZ). Sobald die Zentrale im Einsatz ist – spätestens 30 Minuten nach der Alarmierung – trägt sie alle vorhandenen Informationen zusammen und informiert die wichtigsten Einsatz-Partner .
In einer ersten Telefonkonferenz mit dem Atomkraftwerk, dem Ensi und allen wichtigen Führungsstäben erstellt die NAZ aus allen Informationen ein Lagebild der Situation . Es dient als Basis für eventuelle spätere Schutzmassnahmen für die Bevölkerung. Gleichzeitig bietet man die militärische Verstärkung der Alarmzentrale auf, die den Betrieb der Institution über mehrere Tage aufrecht erhalten kann.
Kühlung ausser Kontrolle
Sieben Uhr: Der Druck im Reaktor steigt, weil die Kühlung noch nicht repariert werden konnte. In drei Stunden müssen die Experten im Kontrollraum des Werks zum ersten Mal kontrolliert Druck aus dem Reaktor lassen – das so genannte Venting. Die NAZ erstellt jetzt ein Notfallkonzept, bietet die mobilen Radioaktivität-Messteams auf und bestimmt die Schutzmassnahmen. Sie delegiert diese an die Kantone Solothurn und Aargau, an dessen Grenze das KKW Gösgen steht.
Verhalten bei Atomunfall
Anhand von meteorologischen Daten berechnen die Fachleute der NAZ die mögliche Richtung der radioaktiven Wolke, die beim Venting entsteht. Die Polizei alarmiert jetzt die Menschen der Zonen 1 und 2 durch den Sirenenalarm – zwei Stunden vor dem Venting. Wer in der Gefahrenzone wohnt, muss sich in den bestgeschützten Raum des Hauses begeben und Jodtabletten bereitlegen. Zudem: Radio hören! Unmittelbar vor der kontrollierten Freisetzung ertönt ein zweiter Sirenenalarm.