Vor über 300 Millionen Jahren in böhmischen Sumpfländern: Ein rund zehn Zentimeter langes Rieseninsekt springt von einem Baum, oder lässt sich fallen und gleitet sanft zu Boden: Das Ur-Insekt Carbotriplura kukalovae. Flattern oder mit den Flügel schlagen kann es nicht. Aber mit seiner Fähigkeit zu gleiten hat es sich als Bindeglied zwischen den ungeflügelten Silberfischen und den Fluginsekten herausgestellt.
Forscher des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart analysierten das Fossil und fanden mehrere Hinweise darauf, dass das Insekt mit den heutigen Fluginsekten verwandt sein muss: Seine langen Laufbeine, die vergrösserten Augen, seitliche Rückenschilde und vergrösserte Mittel- und Hinterbrustsegmente, aus denen sich später die Flügel entwickelt haben könnten.
Dass das Fossil eine Sensation ist, hat man 30 Jahre lang nicht erkannt, weil es in einem tschechischen Provinzmuseum lagerte. Dort war es fälschlicherweise den ungeflügelten Silberfischchen oder den im Wasser lebenden Larven von Eintagsfliegen zugeordnet worden und blieb deshalb unentdeckt. Nur per Zufall gelang das Ur-Insekt ins Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart.
Die Erkenntnis der Analyse der beiden Stuttgarter Forscher ist biologisch gesehen sehr wertvoll. Denn bis heute war umstritten, ob die frühen Ahnen der Fluginsekten passive Gleiter oder aktive Flatterer waren.