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Fünfmalklug Macht Reichtum glücklich?

Wegen Millionensalären sind Topmanager in grossen Teilen der Bevölkerung umstritten – «Neid-Gesellschaft», klagen andere. Doch muss man auf gewaltigen Wohlstand überhaupt neidisch sein?

«Der Bettler, der sich am Wegesrand sonnt, hat eine Zufriedenheit, für welche Könige kämpfen müssen»: Mit diesen Worten wird der britische Volkswirt und Moralphilosoph Adam Smith oft und gern zitiert. Ein Vergleich, der einem Habenichts frivol erscheinen muss – und doch ein Körnchen Wahrheit enthält, wie die Glücksforschung in den vergangenen Jahren gezeigt hat: Seit mehr als fünf Dekaden werden die Menschen im industrialisierten Westen wohlhabender, doch ihre Lebenszufriedenheit blieb bestenfalls konstant.

Ganz unwichtig ist Geld deshalb noch nicht: Armut ist fraglos ein Ablöscher. Doch wer genug zum Leben hat, sucht bald auch andere Aspekte von Lebensqualität. Berufliche Erfüllung, Freiheit oder ein glückliches Liebesleben zum Beispiel. Und wer tatsächlich Glück mit Geld erleben will, so raten Wirtschaftswissenschaftler – der sollte damit schenken.

Forscher der Harvard-Universität haben nämlich in mehreren Studien untersucht, wie das Ausgeben von Dollars aufs Wohlbefinden wirkt. Das Resultat: Es macht glücklicher, andere zu beschenken als sich selbst – und zwar in mehr als 120 Nationen, also unabhängig davon, ob in einem armen oder reichen Land oder in welcher Wertekultur. Zudem kann Freigiebigkeit gegen die «hedonistische Tretmühle» impfen: So nennen Psychologen den Kreislauf von Gewöhnung an einen höheren Lebensstandard und das auf Dauer frustrierende Streben nach immer noch mehr.

Weniger stimmt demnach fröhlicher – und das macht auch ökonomisch Sinn: Glückliche Zeitgenossen sind in Unternehmen laut Studien nicht nur kooperativer, sondern auch kreativer, engagierter, optimistischer – und treffen bessere Entscheidungen. Reichtum macht glücklich? Glücklich sein, so scheint‘s, macht reich.

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Die Reichen und die Neiddebatte
Aus 10 vor 10 vom 23.07.2013.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 58 Sekunden.

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