Mit einem gewaltigen Knall bahnten sich im Jahr 79 nach Christus gewaltige Massen an Asche, Lava, Gestein und Gasen ihren Weg aus dem Krater des Vesuvs in Pompeji. Es sollte der schlimmste Vulkanausbruch in der Antike werden, der zahlreiche Menschen das Leben kostete. Doch die Katastrophe war auch der Ursprung des Baustoffs Beton: Mit Vulkanasche des Vesuvs und Kalk gelang es römischen Baumeistern später, Sand zu verfestigen.
Opus caementitium – der Urbeton
Der römische Beton, damals opus caementitium (opus = Bauwerk; caementitium = Zuschlagstoff, Bruchstein) war geboren. Aus dem Begriff caementitium entstand später das bis heute gebräuchliche Wort Zement. Der neue Baustoff zeichnete sich durch eine bis dato nicht gekannte Druckfestigkeit aus und ermöglichte komplexere Bauweisen: Auch die Kuppel des Pantheons in Rom wurde aus dem Urbeton gefertigt.
Wie vieles geriet mit dem Untergang Roms auch dieser Baustoff in Vergessenheit. Erst rund 1300 Jahre später, im 18. Jahrhundert, bauten Engländer einen Leuchtturm aus Beton: Sie verwendeten dafür gebrannten Kalk, Lehm und Sand. Das war der Startschuss für eine architektonische Revolution, denn danach war der giessbare Superbaustoff allgegenwärtig. Durch die noch höhere Erhitzung auf über 1400 Grad Celsius verschmelzen Ton und Kalk und verfestigen als Zement den Beton noch besser.
Stahlbeton: Ein Gärtner war Pionier
Ein weiterer stabilisierender Bestandteil wurde Mitte des 19. Jahrhunderts hinzu gefügt: Stahl. Die Idee dazu hatte ein Landschaftsgärtner. Ähnlich wie zähe Fasern in Pflanzen Halt geben, sollte ein Stahlgerüst dem Beton-Gemisch, aus dem er Blumenkübel anfertigte, Festigkeit gegen Zugkräfte verleihen. Für die Herstellung des so genannten Stahlbetons wird ein Stahlgerippe in einer Form mit Beton ausgegossen. Diese Weiterentwicklung eröffnete wiederum völlig neue Baudimensionen: Der erste Wolkenkratzer, das 42 Meter hohe Home Insurance Building, wurde 1885 in Chicago gebaut und besass zwei Stahlbetonwände. Ebenfalls in den USA ragte zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem 16-stöckigen Ingalls Building in Cincinnati erstmals ein hauptsächlich aus Beton gefertigtes Hochhaus in den Himmel. Dafür wurde etwa die Hälfte des 1902 bis1903 in den USA gebrauchten Zements, des Bindemittels für Beton, gebraucht.
Seither erklimmen die Produktionszahlen für Beton Jahr für Jahr neue Höhen. Aktuell wird weltweit im Jahr so viel Beton hergestellt, dass damit eine 27 Meter breite und 27 Meter hohe Mauer rund den Äquator gebaut werden könnte. Das dürfte so weitergehen, bis die Bestandteile knapp werden. Sand zum Beispiel.