Boy George
«Wenn so richtig abgefahrenes Zeug über mich geschrieben wird, dann gefällt mir das. Dann denke ich mir: Das ist gut, da wirke ich total durchgedreht. Es ist gut, wenn die Leute denken, man sei ein bisschen verrückt – obwohl ich das gar nicht bin. Ich war sehr verrückt, aber jetzt nicht mehr.»
Boy George spricht im Interview mit «glanz & gloria» ruhig und überlegt, geradezu analytisch. Die schillernde Ikone der Schwulenszene der Achtzigerjahre feiert bald ihren 52. Geburtstag und ist heute nicht mehr ganz so schillernd. Vorbei sind die Zeiten von Culture Club, passé der Ruhm von «Do You Really Want To Hurt Me», verschwunden ist das androgyne Äussere. Und alles, was danach kam: Drogen, Sexskandale, Gefängnis.
Boy George ist kein Provokateur mehr
Heute ist Boy George als DJ unterwegs und führt ein normales Leben. Das sagt er jedenfalls mit spürbarem Stolz von sich selber. Es klingt erleichtert, wenn er sagt: «In London werde ich nicht belästigt, so wie früher. Die Leute wissen nicht mal, wer ich bin.» Der unscheinbare George Alan O’Dowd trägt Bart, hat abgenommen und wirkt, als wäre er mit sich selber im Reinen. «Leute wachsen manchmal in sich selber hinein – das ist genau das, was mir passiert ist», sagt er, als «glanz & gloria» am Rande der Unite Aids-Gala in Zürich mit ihm spricht.
George Alan O’Dowd hat zu sich selber gefunden
«Heute ist es mir egal, was die Leute von mir halten», sagt Boy George. Und man glaubt es ihm irgendwie. Obwohl er früher jeden Bericht über sich gelesen und sogar gesammelt hat. Heute sei es ihm nur wichtig, dass er im persönlichen Kontakt einen guten Eindruck hinterlasse, alles andere könne man sowieso nicht beeinflussen. Es klingt wie die Selbsterkenntnis eines Mannes, der viel einstecken musste. Oder wie er es formuliert: «Weil ich viel Zeit vergeudet habe auf der schiefen Bahn und als Wrack.»