Natascha Kampusch
«Dieser Film sollte nochmal alles abschliessen», sagt Natascha Kampusch im «10vor10»-Interview vor der Premiere von «3096 Tage». Er sei eine Therapie für sie. «Ich hoffe jetzt einfach auf drei weitere Vierteljahrhunderte, die unbeschwerter ablaufen könnten.»
Zwischen ihrem 10. und 18. Lebensjahr durchlebte Natascha Kampusch die Hölle auf Erden. Der Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil kidnappte am 2. März 1998 die damals Zehnjährige auf dem Weg zur Schule, weil er sich – nach Vermutung der Polizei – eine ideale Gefährtin erziehen wollte. Er hielt das Mädchen achteinhalb Jahre in einem fünf Quadratmeter kleinen Kellerverlies unter seinem Haus im niederösterreichischen Strasshof gefangen und misshandelte es schwer. Am 23. August 2006 gelang der jungen Frau aus eigener Kraft die Flucht. Der Entführer warf sich noch am selben Tag vor die S-Bahn.
Natascha Kampusch wird immer mit Folgen zu kämpfen haben
Obwohl sie schon seit knapp sieben Jahren wieder in Freiheit lebt, wird der Täter ein Leben lang zu ihr gehören. «Die Folgen seiner Tat sind nach wie vor präsent. An diesen Menschen denke ich aber nur noch selten.»
Natascha Kampusch: An Premiere kein Wort zu Journalisten
An der Filmpremiere danach gibt Natascha Kampusch den Journalisten keine Auskunft. Wortlos tritt sie am Montagabend vor die Filmplakate. Verkrampft lächelnd posiert sie im schwarz-rot gemusterten Kleid und roten Stiefeletten im Blitzlichtgewitter. Sichtlich irritiert von den «Natascha, wie gehts dir?»-Rufen der Dutzenden Journalisten, die trotz vereinbartem Interviewverbot noch ein Wort erhaschen wollen.
Während der rund zweistündigen Vorstellung ist es im Kinosaal absolut still. Nach dem Ende setzt nach einer betretenen Pause Applaus ein. Mit bewegten Gesichtern und Tränen in den Augen verlassen viele Besucher den Saal.
Film wühlt Kampuschs Eltern auf
Kampuschs Vater läuft derweil aufgewühlt vor den Journalisten weg: «Lasst mich in Ruhe.» Auch Kampuschs Mutter ist gekommen und verlässt allein das Kino. Der Umgang mit ihrer Familie sei sehr schwierig, sagte Kampusch zuvor dem ORF. «Wir haben alle erwartet, dass der jeweils andere so ist wie früher.» Es werde aber nicht leichter: «Jeder hat sich verändert im Schmerz.»
(mit Agenturmaterial)