Walter Roderer starb in der Nacht auf Dienstag zu Hause in Illnau ZH. Die Zürcher Kantonspolizei bestätigte gegenüber glanz & gloria eine entsprechende Meldung von Blick.ch. Die Polizei geht von einer natürlichen Todesursache aus. Es gebe keine Hinweise auf Fremdeinwirkungen, so eine Polizeisprecherin.
Wie kein anderer verkörperte der Volksschauspieler Walter Roderer den Typus des überkorrekten, unbeholfenen, verklemmten Bünzlischweizers in Sketches, Theater- und Filmkomödien. Die Rolle des Buchhalters Nötzli schien ihm auf den Leib geschrieben. Dabei wünschte sich Roderer zu Beginn seiner Karriere nichts sehnlicher, als ein seriöser Schauspieler zu werden.
Walter Roderer wollte eigentlich Pfarrer werden
Geboren 1920 als Sohn eines Textilkaufmanns, lernte Roderer im Gymnasium Griechisch und Latein, da er ursprünglich Pfarrer werden wollte. Nach der Matura studierte er vier Semester lang Germanistik in Zürich, musste jedoch das Studium aus finanziellen Gründen aufgeben, als sein Vater arbeitslos wurde.
Roderer musste sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten
Walter Roderer entdeckte seine Leidenschaft für die Schauspielerei, doch die 1950er-Jahre waren hart für Nachwuchstalente. Er übernahm für 30 Franken pro Abend Nebenrollen am Zürcher Schauspielhaus und musste sich nebenbei mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, etwa als Fabrikarbeiter oder Vertreter von Bohnerwachs.
Roderer hatte Selbstmordgedanken wegen Geldschulden
Diese Erinnerungen prägten ihn bis ins hohe Alter. «Manchmal traute ich mich nicht mehr auf die Strasse in meinen schlechten Kleidern», erinnert er sich 2008 in einem Interview mit glanz & gloria. «Ich hatte sogar Selbstmordgedanken, weil ich einmal 250 Franken Schulden hatte.»
Walter Roderer feierte in 1950er-Jahre seinen Durchbruch
Den Durchbruch schaffte Roderer, als er in der Theatertruppe «Cabaret Federal» engagiert wurde. Er entdeckte seine Berufung für die lustigen Rollen als kleiner Mann von der Strasse. Damit feierte er grosse Erfolge, im Theater und den Schweizer Filmen der 1950er- und 1960er-Jahre, etwa «Der Herr mit der schwarzen Melone» oder «Der Mustergatte». Den Mustergatten spielte Roderer auch auf der Theaterbühne und stellte mit 1288 Aufführungen einen Theaterrekord auf.
Unvergessen sind auch Walter Roderers Auftritte in den 1980er-Jahren als Buchhalter Nötzli oder in Auto-Werbespots. «Der doppelte Nötzli» ist bis heute einer der kommerziell erfolgreichsten Schweizer Kinofilme.
Roderer: Seine ersten beiden Frauen starben an Krebs
Walter Roderers grosse Leidenschaft blieb aber das Theater, bis er 1993, nach Tausenden von Vorstellungen, offiziell von der Bühne abtrat – auch um sich um seine kranke Frau Lenke zu kümmern. Drei Jahre später starb sie an Krebs.
Roderer fand ein zweites Glück mit Ruth Jecklin, die ihn seit den frühesten Tagen auf der Bühne begleitet hatte. Viel Zeit blieb den beiden allerdings nicht: Auch Ruth erkrankte an Krebs und verstarb 2004. Roderer selbst hingegen überlebte mehrere Herzinfarkte.
Walter Roderer heiratete seine Grossnichte
2010 erregte der Schauspieler Aufsehen, als bekannt wurde, dass er 2005 heimlich wieder geheiratet hatte , und zwar seine 60 Jahre jüngere Grossnichte Anina. Diese Beziehung inspirierte Roderer auch zu seinem letzten Projekt: Er plante einen Spielfilm über die Beziehung eines alten Mannes zu einem jungen Mädchen. Realisieren konnte er sein Drehbuch aber nicht mehr. Walter Roderer verstarb in der Nacht auf den 8. Mai 2012.
Zu Walter Roderers Tod zeigt glanz & gloria eine Sondersendung am 8. Mai 2012 um 18:40 Uhr auf SF 1. Ausserdem ändert SRF am 8. Mai das TV-Programm wie folgt: Anstelle von «Ein Fall fuer zwei» zeigt SF 1 um 20.05 Uhr die Sondersendung «Erinnerungen an Walter Roderer». Anstelle von «Club» zeigt SF 1 ebenfalls am 8. Mai um 22.20 Uhr den Spielfilm «Der 42. Himmel». Am Sonntag, 13. Mai, wird ausserdem ein «Reporter» über Walter Roderer ausgestrahlt.