Komplexe Sachverhalte auf eine visuelle Ebene herunterbrechen – in etwa so würde Rebecca Gangl ihre Arbeit bei SRF zusammenfassen. Die 28-Jährige steht seit rund zwei Jahren als Motion Designerin für verschiedene News-Sendungen im Einsatz. Ihr Portfolio reicht von der bewegten Infografik für Instagram bis hin zum Erklärvideo für die Polit-Sendung «Arena». Hier ein Beispiel zum Thema «Covid-Zertifikat»:
Wie entsteht so ein Erklärstück? Rebecca Gangl: «Jeder Beitrag entsteht im engen Zusammenspiel verschiedener Akteure: Dazu gehören die verantwortliche Redaktorin, der Produzent der Sendung, ich als Motion Designerin, eine Cutterin, die den Beitrag final schneidet und eine Sprecherin, die als Off-Stimme fungiert.» Pro Erklärstück werden rund eineinhalb Tage eingerechnet: «Zuerst setzen die Beitrags-Redaktorin, der Produzent und ich uns für eine genaue Besprechung des Themas zusammen. Die Redaktorin bringt dort einen bereits verfassten Text mit, der später von der Sprecherin als Off-Text gelesen wird. Gemeinsam planen wir minutiös, wie wir welche Szene umsetzen könnten.» Auf Basis dieser Besprechung setzt Rebecca Gangl den Beitrag mittels 3D-Programm Szene für Szene um. Dafür greift sie auch auf ein Archiv von Szenen zurück, die bereits für vorherige Videos designt wurden – etwa Zugabteile, Restaurants, Skigebiete oder Büroräumlichkeiten. «Müssten wir diese Szenen immer wieder aufs Neue bauen, würden wir viel zu viel Zeit verlieren», erklärt Gangl.
Natürlich komme es trotzdem regelmässig vor, dass Szenen, Gegenstände oder Figuren neu gestaltet werden müssen. Zum Beispiel Mäuse für den Beitrag zum Thema Tierversuche. «Unsere Figuren sind alle sehr rudimentär aufgebaut, deshalb bauen wir sie oft aus Zylindern, Würfeln und Sphären.» Wie das geht, zeigt Rebecca Gangl an einem einfachen Beispiel:
Neutralität – auch beim Geschlecht
Da die Motion Designerin journalistische Inhalte aufbereitet, gilt eine Regel in ihrem Arbeitsalltag ganz besonders: Die Neutralität muss stets gewährleistet sein. Dies bedingt eine grosse Sensibilität der studierten Multimedia Producerin, insbesondere bei Erklärstücken zu Abstimmungsvorlagen. Denn Farben, Grössenverhältnisse oder Szenen-Längen können schonmal zur Herausforderung werden. Pro- und Contra-Standpunkten muss stets gleich viel Zeit eingeräumt werden. Die Farbe Rot könne in gewissen Verbindungen gefährlich oder dramatisch wirken, Schwarz hingegen eher traurig und düster. Auch Grössen- oder Mengenverhältnisse können die Wichtigkeit eines Themas suggerieren – für Rebecca Gangl bedeutet dies teilweise eine Gratwanderung.
Neutralität herrscht auch beim Geschlecht der grünen Figuren: «Unsere Figuren sind absichtlich keinem Geschlecht zugeschrieben. Sie tragen keine spezifische Kleidung, haben keine Geschlechtermerkmale und keine Frisuren.» Berufskleider und Accessoires wie etwa Feuerwehr-Uniformen seien nur dann erlaubt, wenn es für die Aussage inhaltlich notwendig sei. Gewollte Geschlechterzugehörigkeiten werden mit den Symbolen für Frau oder Mann auf der grünen Figur deklariert.
Mit Humor Verbindung zum Publikum schaffen
«Dank solcher Herausforderungen wird es mir im Job praktisch nie langweilig», scherzt Rebecca Gangl. Und wenn die Designerin dann doch noch ein paar freie Minuten vor dem Bildschirm hat, baut sie mit viel Liebe etwa modische Propeller-Hüte in ihre Beiträge ein, wie das Video «Gegenentwurf zum Tabakwerbeverbot» zeigt:
Schliesslich dürfe auch eine Prise Humor ihren Platz in den Videos finden – immer unter dem Motto: solange es das Thema erlaubt. Rebecca Gangl: «Ich denke, dass das Publikum durch diesen sanften Humor teilweise sogar einen emotionalen Bezug zu den Beiträgen entwickelt. Dies bezeugen zumindest die positiven Rückmeldungen, die wir regelmässig erhalten. Am Ende des Tages sind genau diese Feedbacks für mich der schönste Lohn.»
Hier finden Sie eine Übersicht über weitere «Arena»-Erklärvideos.