Karten auf den Tisch: Welche Bedeutung hat das Jassen in Ihrem Leben, Herr Salzgeber?
Rainer Maria Salzgeber: Meine Faszination fürs Jassen ist mit den Jahren stetig gewachsen. Bereits als Kind habe ich mit meinen Eltern gejasst. Auch als meine eigenen Kinder noch klein waren, war das relativ häufig der Fall. Familienferien ohne Jasskarten waren bei uns undenkbar. Gesellschaftsspiele haben in unserer Familie bis heute einen hohen Stellenwert, denn gemeinsam Zeit zu verbringen, ist uns enorm wichtig.
Für mich gehört das Jassen zur DNA der Schweiz. Zwar wurde es eine Zeit lang als etwas eher Altertümliches angeschaut. Heute ist es aber viel verbindender und moderner als viele denken. Im Zeitalter der Digitalisierung und nicht zuletzt auch durch Corona erhalten für mich solche Momente, die man gemeinsam verbringt, noch eine viel grössere Bedeutung.
Was macht den «Donnschtig-Jass» in Ihren Augen fürs Publikum attraktiv?
Ich sehe die gesellschaftliche Entwicklung hin zur Modernisierung von Traditionen als ausschlaggebend dafür. Brauchtum ist heute modern. Auf den ersten Blick mag dies nach einem Widerspruch klingen. Ich beobachte dies aber nicht nur beim Jassen, sondern auch im Sport – allen voran beim Schwingen. Es geht um die Neuinterpretation von Traditionen, sodass sie auch für ein junges Zielpublikum interessant werden.
Wie findet diese Neuinterpretation in der Sendung statt?
Konkret setzen wir das um, indem wir dem Publikum beispielsweise immer wechselnde Orte zeigen oder interessante Personen in die Sendung einladen. Natürlich tragen auch die Showblöcke und die ausgewählte Musik zu einer guten Unterhaltung bei. Wenn das alles so gemischt wird, dass das Jassen nach wie vor im Mittelpunkt bleibt, schaffen wir es, das Publikum zu begeistern. Denn das Jassen ist der rote Faden und zugleich das Erfolgsrezept der Sendung. Das Publikum kann beim Jassen mitdenken, mitfiebern und beurteilen – genau das ist der Reiz vom «Donnschtig-Jass».
Gibt es aus den vergangenen Sendungen eine Jassrunde, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Die Sendung am 15. August 2019 in Balsthal war für mich gleich in mehrfacher Hinsicht speziell. An diesem Tag habe ich meinen 50. Geburtstag gefeiert, war seit 20 Jahren mit meiner Frau verheiratet und hatte beim Fernsehen mein 25-Jahr-Jubiläum. Daher war das eine der Sendungen, bei der ich mit den Tränen kämpfte. Wenn ich auf meine bisherige Fernsehzeit zurückschaue, dann ist das einer der Momente, den ich nie mehr vergessen werde.
Wie schwer fällt es Ihnen als Moderator, nicht mitjassen zu dürfen?
Damit hatte ich insbesondere zu Beginn tatsächlich etwas Mühe. Meine Aufgabe ist es jeweils, die Karten für die Zuschauerinnen und Zuschauer zuhause in den Händen zu halten. Dabei ist es zentral, dass ich mich mit meiner Meinung zurücknehme. Genau das ist mir aber einmal misslungen, als ich versehentlich die in meinen Augen geeignete Karte gezogen habe statt diejenige, die der Spieler präferierte. Bis heute ist es für mich beispielsweise eine Herausforderung, mich beim Agieren des Telefonjassers nicht zu verplappern.
Wie gehen Sie mit unerwarteten Situationen während Ihrer Moderation um?
Als Moderator liebe ich unerwartete Situationen, in denen ich spontan gefordert werde. Da sonst jeweils alles extrem gut vorbereitet ist, schätze ich es umso mehr, wenn ich hie und da mal improvisieren darf. In solch unvorhersehbaren Situationen ist wohl die Mischung zwischen Talent, Routine und Disziplin entscheidend für das Meistern der Situation. Aber als Moderator bin ich für solche Momente nur dank des super Teams, das immer alles so optimal wie nur möglich plant, bereit.
Also kann Sie beim Moderieren nichts mehr aus der Ruhe bringen?
Mich persönlich wirft inzwischen wirklich nichts mehr so schnell aus der Bahn. Und sollte mir doch einmal ein Fehler passieren, dann stehe ich dazu. Perfektion ist für mich langweilig. Wenn etwas mal nicht ganz nach Plan läuft, setzt das doch Kreativität und Energie frei. Schliesslich sind wir Menschen, keine Roboter.
Die Sendung vom 11. August findet entweder in Kloten oder in Bassersdorf statt, also quasi vor Ihrer Haustür. Was wird Ihr «Heimvorteil» in dieser Sendung sein?
Ein Vorteil ist sicher, dass ich jede Ecke kennen werde, wo diese Sendung stattfindet. Vermutlich wird es ausserdem ein spezieller Moment für mich sein, denn ich habe sowohl in Kloten als auch in Bassersdorf schon gelebt. In beiden Orten bin ich nicht zuletzt aufgrund meiner Freizeitaktivitäten im Alltag häufig anzutreffen. Für mich als Moderator wird es aussergewöhnlich sein, während der Sendung nicht nur in viele Gesichter zu blicken, sondern für einmal auch die unterschiedlichen Geschichten dahinter zu kennen. Vielleicht werde ich für einmal doch etwas nervös sein – wer weiss. Jedenfalls freue ich mich sehr darauf!
«Donnschtig-Jass» in Bassersdorf oder Kloten: Donnerstag, 11. August 2022, 20.05 Uhr, SRF 1
Das Format ist bereits ab Donnerstag, 7. Juli 2022 wieder auf Schweizer Tournee. Einen Überblick über alle Daten und Orte finden Sie hier .