Seit wann arbeiten Sie an der Produktion von «Tschugger» mit?
Benjamin Magnin:
Bei SRF als Serienredaktor arbeite ich seit 2018. Zuvor habe ich einige Jahre in der Filmproduktion in der Westschweiz gearbeitet. Ich bin 2019 zu «Tschugger» dazugestossen. Die Serie ist jedoch ein Projekt, das seit über sechs Jahren in den Köpfen des freischaffenden Autors und Regisseurs David Constantin und der Produzentin Sophie Toth herumgeistert. Bis aber ein Konzept steht und Geldgeber überzeugt sind, vergeht einige Zeit. Ideen und Geschichten müssen reifen wie guter Wein. Serien brauchen den passenden Nährboden und das Klima bei der Entwicklung muss ebenso stimmen wie jenes von guten Weinjahrgängen.
Wie ist es schliesslich zur Zusammenarbeit mit dem «Tschugger»-Team gekommen?
Wir hatten das Team um David Constantin, Mats Frey und Sophie Toth schon länger auf dem Radar. Darum haben wir uns gefreut, als sie mit einem tollen Serien-Pitch zu uns gekommen sind.
Wie konnten Sie sich als Serienredaktor in die Gestaltung der Serie einbringen?
Wir Redaktoren begleiten ein Serienprojekt von der Konzeptphase über alle Entwicklungsstufen, von den Drehbüchern über Casting, Location-Auswahl, Dreh, Schnitt, bis hin zur Musikkomposition. Da wird jeweils über viele Aspekte des Filmes diskutiert. Das kann manchmal zu ausufernden Diskussionen über Details führen, welche viele Zuschauer:innen wohl übersehen.
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Zum Beispiel?
Da geht es manchmal um Details wie die Farbe des Caps oder Namen von Figuren. Oder darum, ob man im Schnitt eine Einstellung doch noch um ein paar Sekunden verkürzt.
Wie unterscheidet sich «Tschugger» von anderen Projekten, die Sie bisher betreut haben?
Es ist das erste Mal, dass SRF eine Serie mit einem Streaming-Anbieter koproduziert. Das hat etwas mehr Abstimmung benötigt. Der Austausch mit «Sky» war aber immer sehr partnerschaftlich. Während die Serien inhaltlich stark variieren, ist die Zusammenarbeit mit den Beteiligten eigentlich stets dieselbe: Wir versuchen alle, das Beste aus einer Idee herauszuholen. Wie genau das geschehen soll, führt zu viel Diskussionen. Ein Rezept für eine gute Serie gibt es nun mal nicht. In diesem Fall hat mir wohl das Walliserdeutsch am meisten zu kämpfen gegeben. Da gibt es Ausdrücke, die man nicht sofort versteht und es ist ja auch nicht meine Muttersprache. Im Gespräch mit den Autoren geht das einfacher. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es hilft, wenn man sich die Drehbücher laut vorliest.
Das Wallis wird in der Serie zum «Wilden Westen» der Schweiz stilisiert. Ist das nicht etwas ein Klischee?
Natürlich zeigen wir ein überzeichnetes Bild vom Wallis. Oft wird das Wallis auch als «Out-law»-Kanton wahrgenommen, wo alles etwas anders funktioniert. Mit diesen Klischees spielen wir bewusst. Doch spätestens, wenn man einmal wieder dort ist und die American Diners, die Pferde-Ranches und die Menschen mit Cowboy-Hüten sieht, fühlt man sich etwas in den Wilden Westen versetzt.
Die Serie spielt mit Elementen aus Polizeifilmen der 80er- und 90er Jahre. Wie gut muss man diese Referenzen kennen, um die Serie zu verstehen?
Es ist wie bei den «Simpsons». Man kann die Serie auch schauen, ohne alle Referenzen zu kennen. Es macht aber umso mehr Spass, wenn man mit Freunden über die gemeinsamen Erinnerungen seiner Kindheit und Jugend lachen kann.
Was wäre für Sie die schönste Anerkennung, welche die Serie erhalten könnte?
Eine schöne Anerkennung ist immer, wenn wir positive Zuschriften vom Publikum erhalten. Aber auch eine positive Filmkritik in der Presse tut allen gut. Preise an Filmfestivals sind dann noch das Tüpfelchen auf dem i.