Kurz vor 13 Uhr. Gesprächsleiterin Simone Hulliger blickt ein letztes Mal auf ihre Notizen sowie zu ihrem Kollegen David Karasek. Das «Tagesgespräch»-Signet erklingt, die Sendung geht live. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, könnte man meinen. Der kleine, aber feine Unterschied zu gewöhnlichen Sendungen des Radioformats: Rund 90 Zuschauende verfolgen das «Tagesgespräch Plus» live vor Ort in Bern. Zuvor bot sich ihnen die Gelegenheit, das Radiostudio bei einer Führung genauer zu erkunden. Mit dem Berner Erlebnistag starteten die Schwerpunkttage des SRF Themas «Faszination Medien» .
Eindrücke des SRF-Erlebnistags Bern
Live dabei zu sein, wenn das «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» auf Sendung geht, Einblick in die Archivschätze erhalten, im Informationszentrum, wo diverse Radiosendungen produziert werden, hinter die Kulissen blicken: eine besondere Erfahrung für die Besuchenden. Auf den Führungen, in der Livesendung sowie danach bieten sich ihnen zahlreiche Gelegenheiten für Fragen und den Austausch mit Radioschaffenden. Das Publikum ist bunt durchmischt, von der Schülerin bis zum Pensionär sind alle Altersgruppen vertreten.
Zu Gast im «Tagesgespräch Plus»: die erste Nachrichtensprecherin der Schweiz
«Das kommt wirklich alles im Radio, denken Sie dran», warnt Gesprächsleiter David Karasek das Publikum lachend kurz vor dem Start der Livesendung, die einen Blick zurück auf 100 Jahre Radio und in die Zukunft des Mediums wirft. Zu Gast ist unter anderem Monique Furrer, die erste Nachrichtensprecherin der Schweiz.
Wie es sich anfühlte, im Dezember 1970 als erste weibliche Nachrichtensprecherin Geschichten zu schreiben? «Ehrlich gesagt habe ich das gar nicht so realisiert. Ich habe mich im Studio Bern als Moderatorin des normalen Programms gemeldet. Der Direktor des Berner Studios und der Informationschef meinten dann zu mir, sie hätten schon lange die Idee gehabt, dass einmal eine Frau Nachrichten lesen könnte. Begonnen habe ich mit einem ganz kleinen Pensum – und weil man unsicher war, wie gut ich mich mache und wie die Reaktionen der Zuhörerinnen und Zuhörer sein würden, legte man mein Programm zunächst auf die Abendstunden. Drei Monate später durfte ich dann auch das populäre Mittagsprogramm übernehmen.»
Monique Furrers Erzählungen beeindrucken – auch die jungen Zuhörerinnen im Publikum: «Dass sie heute ihre Geschichte erzählt hat und tatsächlich die allererste Frau in der Schweiz war, die Nachrichten im Radio verlesen hat, finde ich wahnsinnig spannend», so Schülerin Meret.
Stimmen aus dem Publikum
Auch kritische Fragen aus dem Publikum fanden in der Gesprächsrunde Raum. So fragt etwa Claudio, ein Berner Schüler: «Warum sollte die heutige junge Generation überhaupt noch Radio hören?» Die Antwort der Redaktionsleiterin von SRF 4 News, Daniela Püntener, ist kurz und prägnant: «Du bekommst nirgendwo sonst so schnell und zuverlässig Informationen.» Ausserdem stosse man im Live-Radio auf Inhalte, die man von selbst vielleicht nie angehört hätte, und blicke so über den eigenen Tellerrand hinaus. Mit den Worten «Auf weitere 100 Jahre Radio!» und tosendem Applaus endet schliesslich das ganz besondere «Tagesgespräch Plus».
«Direkte Reaktionen zu erhalten, ist etwas Besonderes»
Immer mitten im Getümmel unterwegs, stets in Absprache mit den Mitarbeitenden vor Ort: So sieht der Berner Erlebnistag für Karoline Arn aus. Mit dem Ergebnis monatelanger Planungen zeigt sich die Projektleiterin zufrieden: «Ich habe viele positive Rückmeldungen erhalten. Für mich war es eine magische Radiostunde.»
Auf weitere 100 Jahre Radio!
Auch Simone Hulliger und David Karasek zeigen sich begeistert vom Berner Erlebnistag und sind mit dem «Tagesgespräch» zufrieden: «Wie bringt man 100 Jahre Radio in eine einstündige Sendung und schafft es, nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft zu blicken? Ich denke, diese Herausforderung haben wir heute gut gemeistert», resümiert Gesprächsleiterin Simone Hulliger. Ihr Kollege David Karasek ergänzt: «Normalerweise ist man, wenn man Radio macht, alleine im Studio. Das Publikum sehen und spüren zu können und direkte Reaktionen auf unsere Sendung zu erhalten, ist einfach etwas Besonderes.»