Vom Radio
Er wurde in einem Waldstück in der Nähe von Weisslingen ZH gefunden, er lag da schon seit Wochen: Ein Mann aus Afrika, nur mit einem T-Shirt und einer Jeans bekleidet – der vom Himmel fiel, als das Flugzeug, in dem er sich versteckt hatte, sein Fahrwerk ausfuhr. Dieser Geschichte ist der Journalist Christoph Keller 2010 in der Sendung Kontext nachgegangen.
Vor dem Radio sass damals die Autorin Gianna Molinari. Und diese Geschichte hat einen grossen Eindruck auf sie gemacht, wie sie selbst schildert:
Ihre Fragen an diesen Mann: Wer war er, und warum hat er sich auf diese gefährliche Reise begeben? Und vor allem auch: Wie gehen wir als Gesellschaft um mit dem Fremden? Die hat sie verarbeitet in ihrem Roman «Hier ist noch alles möglich».
Zum Buch
Erzählt wird der Roman aus der Perspektive einer jungen Frau, die in einer Fabrik als Nachtwächterin arbeitet. Aber nicht in irgendeiner Fabrik, sondern einer quasi totgeweihten: Denn sie steht kurz vor der Schliessung.
Und in diese Welt, die von Auflösung und Stillstand geprägt ist, da lässt Molinari das Fremde einbrechen. In Gestalt des Mannes, der vom Himmel fiel. Im Hörspiel klingt das dann so:
Und in Gestalt eines Raubtieres. Denn unter den wenigen verbliebenen Arbeitern geht das Gerücht um, ein Wolf treibe sich umher auf dem Fabrikgelände:
Zum Hörspiel
SRF hat den Roman nun als zweiteiliges Hörspiel produziert. Und so wie sich die Geschichte vom Mann, der vom Himmel fiel, verändert hat, auf dem Weg aus dem Radio ins Buch, so hat sich auch Molinaris Text verändert, auf dem Weg vom Buch zum Hörspiel. Wie, das erzählen die Macherinnen hier:
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Bild 1 von 4. Autorin Gianna Molinari:. «Auf was ich gespannt war, war der Umgang mit den vielen Leerstellen, die im Text vorkommen. Wie bringt man die zum Klingen? Ich finde, im Hörspiel ist das hervorragend gelungen. Einer der schönsten Momente für mich war die Begegnung mit den SchauspielerInnen, weil sich das ein bisschen so anfühlt, als würde man seinen eigenen Figuren begegnen.». Bildquelle: SRF / Oscar Alessio.
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Bild 2 von 4. Sprecherin Henni Jörissen:. «Ich bin mit nicht sicher, wie genau es funktioniert, aber im Hörspiel herrscht für mich eine richtige Spannung. Der Roman will erstmal nirgendwo hin. Es ist kein Krimi. Keine dramatische Handlung ist beschrieben und keine Not. Aber für mich war es beim Hören richtig überraschend, welche Spannung herrscht.» . Bildquelle: SRF / Oscar Alessio.
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Bild 3 von 4. Regisseurin Julia Glaus:. «Beim Lesen des Romans dachte ich gleich: Das könnte ein tolles Hörspiel geben! Ich hörte im Kopf die ganzen Klänge, wenn die Nachwächterin alleine in der Nacht unterwegs ist oder in der leeren Fabrik. Zudem spielt der Text mit dem Ungefähren und dem Nichtgesagten. Es hat mich gereizt herauszufinden, wie wir das zum Klingen bringen können.» . Bildquelle: SRF / Oscar Alessio.
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Bild 4 von 4. Musikerin Fatima Dunn:. «Das Hörspiel ist eine Reduktion aufs Wesentliche. Das Coole daran ist, dass es gleichzeitig emotionaler wird. Ein Hörspiel ist so eine Zwischenform, zwischen einem Roman, bei dem man alle Bilder und Klänge nur im eigenen Kopf generiert, und einem Film, bei dem einem alles vorgegeben wird. Es gibt eine Stimmung, die mehr bietet als das Buch.». Bildquelle: Nico Contesse.
Und nun können Sie das Hörspiel hören, online oder vor dem Radio. Und eins ist sicher: Diese Geschichte, die schon so einen langen Weg hinter sich hat, und die sich so oft gewandelt hat; sie wird das auch weiter tun.
Wenn das Hörspiel bei Ihnen, den Hörerinnen und Hörern, einen starken Eindruck hinterlässt, und zum Denken anregt – so wie es vor einigen Jahren eine Radiosendung bei Gianna Molinari getan hat.